Vierhunderttausend Jahre lang war das entstehende Universum völlig undurchsichtig, dann erst brach sich das Licht seine Bahn. Damit begann die Welt der Erscheinungen. Jahrmilliarden später setzte die Erfahrung von Helligkeit und Dunkelheit, von Himmels- und Wetterphänomenen mythologische Phantasien der Menschen frei. Sie führten zu religiösen Deutungen, die auch physikalischen Erklärungen und kosmologischen Entdeckungen standhalten. In der Philosophie wurde das Licht zur Metapher, mit der Grundfragen des Seins, der Ethik wie der Erkenntnis erläutert werden: Licht ist gut, es wärmt und stimmt zuversichtlich, es verspricht Einsicht und Aufklärung, im Gegensatz zur Dunkelheit, mit der Unwissenheit und Ängste assoziiert werden. "An Aussagefähigkeit und subtiler Wandlungsmöglichkeit ist die Lichtmetapher unvergleichlich", schrieb der Philosoph Hans Blumenberg. Das gilt ähnlich für die Literatur, die - von der Naturlyrik bis zum utopischen Roman - 'Licht' und 'Finsternis' als Inspirationsquellen aufgreift und auch Widersprüche und Zwischentöne mit einer Fülle von Bildern und Chiffren veranschaulicht. Die Sendung folgt den Spuren des Lichts in der Geschichte der Kultur.

Autor: Simm, Hans-Joachim

Quelle: © Hessischer Rundfunk

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