Mit seinem Buch "Männerphantasien" mischte er den Wissenschaftsbetrieb in den 1970er Jahren ordentlich auf. Wie hier einer über männliche, faschistische Gewalt schrieb, in einem wilden Textstrom, gespickt mit Assoziationen aus Filmen, Popmusik und Comics, hatte die Universität bis dahin noch nicht gesehen und gelesen. Kein Wunder, dass Klaus Theweleit damals im traditionellen, akademischen Lehrbereich nicht gleich Fuß fassen konnte - er wurde dennoch zu einem der einflussreichsten linken Intellektuellen seiner Generation.

Es gibt wenige Themen, über die Klaus Theweleit nichts zu sagen hätte: Er kann genauso über die homerischen Epen schreiben wie über Jimi Hendrix, über Freud ebenso wie über die fundamentalistischen Kriege der Gegenwart. Auf seine unnachahmliche Weise vermischt er persönliches, historisches, künstlerisches und psychologisches, um den körperlichen Grundlagen unserer Kultur auf den Grund zu gehen.

Im "hr2-Doppelkopf" erzählt der Free-Jazz-Enthusiast, wie er der drückenden Nachkriegsatmosphäre seiner Kindheit entkam und in der Studentenbewegung der 1960er seinen Platz suchte, bis er auch hier wieder seinen ganz eigenen Weg fand -ein Gespräch über die Grundlagen von Gewalt und die befreiende Kraft der Musik.

Musiktitel dieser Sendung:
- Rahsaan Roland Kirk: Black Root
- Sonny Sharrock: Soon
- Sun Ra & his Arkestra: Of The Other Tomorrow
- Su Ra: Journey Through The Outer Darkness

Gastgeber: Niklas Vogel

Wiederholung eines Gesprächs vom September 2021.

Sendung: hr2-kultur, "Doppelkopf", 23.08.2022, 12:00 Uhr.