"Rechte Gefühle“, gibt´s das? Der Berliner Medienwissenschaftler Simon Strick erforscht in seinem gleichnamigen Buch "Affekte und Strategien des digitalen Faschismus". Im Unterschied zum Mussolini-Faschismus italienischer Prägung oder zum deutschen Nationalsozialismus folgt der digitale Faschismus nicht dem Führer-Prinzip. "Rechte Gefühle kommen nicht als infektiöses 'Gedankengut' von oben", so Simon Strick. Sie entfalten und verbreiten sich ganz alltäglich von unten nach oben.

Aus schleichendem Unbehagen, aus Angst, nicht mehr mitzukommen in dieser beschleunigten, immer komplexeren Welt, entwickeln sich via Internet Gegenrealitäten, die dann Wahlen, Follower und Publikum gewinnen. "Dem Faschismus geht es gut – er ist Meme, Konsumgut und Gefühlswelt geworden", sagt Strick und beschreibt, wie aus dem digitalen Faschismus schon mal mörderischer Faschismus werden kann – dafür stehen Anders Breivik in Norwegen, der Massenmörder von Christchurch in Neuseeland oder die Attentate von Halle und Hanau. Simon Strick ist auch Genderforscher und als solcher für viele eine Reizfigur.

Im "hr2-Doppelkopf" mit Gastgeber Klaus Walter diskutiert er auch Affekte und Argumente in der Gender-Debatte und die Frage, ob Anti-Genderismus "rechter Gefühlskitt" sei.

Gastgeber: Klaus Walter

Musikinhalt dieser Sendung:
Tori Amos: Smells Like Teen Spirit
Rufus Wainwright: Going To A Town
Hu-E: When The Hand Points Up – The Excitement Starts

Sendung: hr2-kultur, "Doppelkopf", 10.02.2022, 12:05 Uhr.