Thomas Bohn lehrt als Professor Osteuropäische Geschichte an der Universität Gießen. Seine Kenntnisse zur Geschichte des Russischen Reiches und der Sowjetunion sind gerade in Zeiten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gefragt. Der Historiker hat sich intensiv mit der Erforschung von Belarus beschäftigt und über die Urbanisierung der stalinistisch geprägten Hauptstadt Minsk eine umfangreiche Studie geschrieben.

Die Sowjetunion bereiste er noch zu Zeiten des Kalten Krieges und lernte St. Petersburg als Student kennen. Die Revolution in Belarus im Jahr 2020 verfolgte er aufmerksam und steht im Kontakt mit belarussischen Oppositionellen, die nach Lukaschenkos brutaler Unterdrückung der Freiheitsbewegung das Land verlassen haben oder verhaftet wurden.

Ein spezielles Interesse des Historikers Thomas Bohn gilt dem europäischen Mythos des Vampirs, den er als Figur der Überlappungszonen europäischer Vielvölkerreiche und slawophobes Klischee interpretiert. Sein Lieblingsvampirfilm ist Francis Ford Coppolas "Bram Stokers Dracula".

Im hr2-Doppelkopf spricht Thomas Bohn über die historischen Hintergründe der Politik Putins, über die belarussische Protestbewegung, die besondere Geschichte der Stadt Minsk und warum Vampire so spannend für Historiker sind.

Gastgeber: Jochen Rack

Musikinhalt dieser Sendung:
Muddy Waters: Manish Boy
The Epstein Brothers Orchestra: Beresh Katz' Bulgar
Trio Bravo: Rondo Ukraine

Sendung: hr2-kultur, "Doppelkopf", 28.06.2022, 12:05 Uhr.