Hand aufs Herz: Wie viele Komponist*innen kennen Sie, die zu den sogenannten "people of color" gehören, also eine dunkle Hautfarbe haben? Das Ensemble Modern verschafft sechs von ihnen in dem Konzert "Afro-Modernism in Contemporary Music" Gehör.

Ueli Wiget, Klavier
Jagdish Mistry, Violine
Giorgis Panagiotidis, Violine
Megumi Kasakawa, Viola
Eva Böcker, Violoncello
Ensemble Modern
Leitung: Lin Liao

Hannah Kendall (1984*): Verdala (2018)
Jessie Cox (1981*): Existence lies In-Between (2017)
Daniel Kidane (1986*): Foreign Tongues (2015)
Alvin Singleton (1940*): Again (1979)
Andile Khumalo (1978*): Invisible Self für Klavier und großes Ensemble (2020)
Tania León (1943*): Indigena (1991)

(Aufnahme vom 25. März 2022 aus dem Mozart Saal)

Selbst die sonst so progressive Neue-Musik-Szene in Deutschland hatte sie lange Zeit nicht auf dem Schirm: Die sogenannten "composers of color". Das Ensemble Modern Frankfurt ist seit einigen Jahren dabei, ihnen ein Podium zu bieten - und hat 2020 auch das hybride Symposium "Afro-Modernism in Contemporary Music" ausgerichtet. Zu den Urgesteinen der Afromoderne, die sich ab 1968 auch in der New Yorker "Society of Black Composers" engagierten, gehört der mittlerweile 81 Jahre alte Alvin Singleton. Sein Stück "Again" entstand 1979 im Auftrag des Österreichischen Rundfunks (ORF) und wurde mit dem "Musikprotokoll Kompositionspreis" ausgezeichnet.

Schon lange in der Szene etabliert ist auch die Afro-Kubanerin Tania Léon, die seit den 1960er Jahren in New York lebt. In ihrem Stück "Indigena" blickt sie aber nochmal auf ihre kubanischen Wurzeln zurück. Zu den jüngeren "Composers of Color" zählt wiederum der Afro-Schweizer Jessie Cox. Sein Stück "Existence lies In-Between" ist eine Art Hommage an den Experimentalmusiker Sun Ra.

Am Mikrofon: Ursula Böhmer

Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 30.06.2022, 20:04 Uhr.