Seit 40 Jahren gehört das "Kyiv Symphony Orchestra" zu den Leuchttürmen des ukrainischen Musiklebens. Um ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen, tourt das Orchester durch Deutschland und gastiert in sieben deutschen Konzerthäusern. Zum Tourneeauftakt waren die Musikerinnen und Musiker in Dresden zu Gast.

Diana Tishchenko, Violine
Kyiv Symphony Orchestra
Leitung: Luigi Gaggero

Maxym Beresowskyj: 1. Sinfonie C-Dur
Ernest Chausson: Poème für Violine und Orchester Es-Dur op. 25
Myroslav Skoryk: "Melodie"
Borys Ljatoschynskyj: 3. Sinfonie h-Moll op. 50

(Aufnahme vom 25. April aus dem Kulturpalast in Dresden)

Das Orchester aus Kiew gibt während des russischen Angriffskriegs auf die Heimat Konzerte in Deutschland – und das nicht trotz, sondern auch gerade wegen des Krieges: Das Orchester will eine starke Stimme der Ukraine in der Welt sein.

Das Kyiv Symphony Orchestra nimmt das Publikum mit auf eine Reise durch die ukrainische Musikgeschichte: Maxym Beresowskyj (1745-1777) war ein Zeitgenosse von Haydn und Mozart und schrieb seine Sinfonie C-Dur 1773 ganz im Stil der Wiener Klassik. Das heitere, lichte Werk verrät nichts über das tragische Lebensschicksal Beresowskyjs, der an einer Liebe zerbrach und sich das Leben nahm.

Der 1895 geborene Borys Ljatoschynskyj ist einer der bedeutendsten Komponisten des Landes und erregte mit seiner Musik immer wieder das Missfallen des Sowjet-Regimes. So musste er das Finale seiner Dritten Symphonie, das das Motto "Der Friede wird den Krieg besiegen" trägt, komplett umarbeiten. Das Kyiv Symphony Orchestra stellt das Werk in seiner Urfassung von 1951 vor. Ljatoschynskyj ist 1968 in Kiew gestorben.

Der jüngste Komponist im Programm ist Myroslav Skoryk (1938-2020), der lange in Lwiw und Kiew als Kompositionslehrer tätig war. Seine "Melodie" will tatsächlich nicht mehr sein, als genau dies – und kann doch beeindrucken.

Diana Tishchenko

Neben den Werken ukrainischer Komponisten spielt das "Kyiv Symphony Orchestra" noch ein französisches Stück: Ernest Chaussons Poème für Violine und Orchester mit der Geigerin Diana Tishchenko als Solistin. Die 1990 auf der Krim geborene Geigerin gilt als eine der vielversprechendsten Nachwuchskünstlerinnen der letzten Jahre. Sie studierte in Kiew und Berlin. Ein besonderer Erfolg war der Gewinn beim "Long-Thibaud-Crespin-Wettbewerb" 2018 und im Rahmen der "Rising-Stars"-Serie der European Concert Hall Organisation (ECHO) tritt Diana Tishchenko seitdem in den großen Konzertsälen Europas auf.

Anschließend:
Silvestrov: Sieben Liturgische Gesänge (Kammerchor Kiew / Mykola Hobdych)
Karamanow: 23. Sinfonie "Ich bin Jesus" (Deutsches Symphonie-Orchester Berlin / Vladimir Ashkenazy)

Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 02.05.2022, 20:04 Uhr.