Radikal, anarchisch, grotesk und immer existenziell: Der große Komiker und vielseitige Künstler Helge Schneider lotet immer wieder die Grenzen des Humors aus. Dafür erhält er im Jahr 2022 den "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" für sein literarisches und sprachkünstlerisches Werk. Den Förderpreis erhält Anaïs Meier.

Der Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor wird von der Stiftung Brückner-Kühner und der Stadt Kassel seit 1985 jährlich vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und zeichnet Autorinnen und Autoren aus, deren Werk von Komik und Groteske auf hohem künstlerischen Niveau geprägt ist. Der Preis wurde bis 1996 auch an Wissenschaftler:innen verliehen, deren Forschung sich mit diesem Feld beschäftigt; seither geht er ausschließlich an Künstler.

Helge Schneider geboren am 30. August 1955 in Mülheim an der Ruhr, ist erfolgreicher Komiker, Komponist, Musiker, Multiinstrumentalist, Entertainer, Schriftsteller, Drehbuchautor, Schauspieler, Stummfilmbegleiter, Regisseur, Zeichner, hat fünf eigene Kinder, mehrere Dazugekommene und Enkel. Er studierte zwei Semester Konzertpiano am Konservatorium Duisburg. Dann starteten bald erste Tourneen mit "Bröselmaschine". Sehr erfolgreiche waren seine Solo-Shows als „Singende Herrentorte“. Es folgten zahlreiche weitere Programme, Konzerttourneen, Filme, Theaterproduktionen, Fernsehauftritte, die nicht zuletzt von seiner Sprachkunst geprägt sind. Aktuell tourt er mit seiner Band "Die original Rübenschweine". Ab Ende der 1970er Jahre entfaltet Helge Schneider seine literarische Seite und zwar zunächst mit wunderbaren Nonsense-Hörspielen, die er im Keller seines Freundes Haym Hüttner produziert und dabei alle Rollen selber spricht ("Sammlung Schneider: Hörbücher & Hörspiele", 2015). Seit 1992 erscheinen viele Buch- und Hörbuchpublikationen. Populäre Textsorten werden durch den Wolf gedreht, z.B. mit den Kriminalromanen um den schrägen Kommissar Schneider (von "Zieh dich aus, du alte Hippe", 1994, bis "Satan Loco", 2001). Der Autor bietet eigensinnige Formen des ‚abgeschlossenen Schicksalsromans‘ ("Eine Liebe im Sechsachteltakt", 2008) und des Reiseromans ("Globus Dei – Vom Nordpol bis Patagonien", 2005) oder der Kurzerzählung ("Orang Utan Klaus, Helges Geschichten", 2015). Und wer Näheres über Helge Schneiders Leben zwischen Dichtung und wahrhaftiger Wahrheit wissen will, schaut in seine beiden Autobiografien ("Guten Tach, auf Wiedersehen", 1992, "Bonbon aus Wurst. Mein Leben", 2009) – oder in seinen Internetauftritt.

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Die Laudatio auf Helge Schneider hält die Schriftstellerin Felicitas Hoppe, Preisträgerin des Jahres 2021.

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Die schweizerische Schriftstellerin Anaïs Meier, Jahrgang 1984, erhält im Jahr 2022 den Förderpreis Komische Literatur. Knapp 30 Verlage hatten Vorschläge eingereicht. Der in Dresden und Berlin ansässige Verlag Voland & Quist brachte seine Autorin mit ihrem in diesem Herbst veröffentlichten Debütroman "Mit einem Fuss draussen" sowie dem 2020 im Verlag mikrotext erschienenen Kurzprosaband "Über Berge, Menschen und insbesondere Bergschnecken" ein.

Anaïs Meier wurde 1984 in Bern geboren, studierte Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Ihr Kurzgeschichtenband "Über Berge, Menschen und insbesondere Bergschnecken" erschien 2020 bei mikrotext. "Mit einem Fuss draussen" im Verlag Voland & Quist ist ihr Debütroman. Sie schreibt die Kolumne "Aus dem Réduit" für die Fabrikzeitung in Zürich und gehört dem Autorinnenkollektiv RAUF an. Anaïs Meier gehört zu einer jungen Generation deutschsprachiger Schreibender, deren Bewusstsein für die Gegenwart auf ein kritisches Geschichtswissen trifft; Zustände werden gnadenlos und scharf angeprangert. Ihre Prosa zeigt sprachmächtig Schweizer Sonderlinge – ob Althippies oder Hipsterkoch oder den schrulligen Roman-Icherzähler Gerhard. Sie alle werden nicht einfach vorgeführt, sie treten vielmehr vor der Folie der Gegebenheiten auf. Es geht also nicht darum, dass jemand ins Lächerliche gezogen wird, sondern um eine hintersinnige Kritik an Systemen, am vermeintlich Unumstößlichen unserer Gegenwart.

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Im Literaturland Hessen senden wir einen gekürzten Mitschnitt der Preisverleihung vom 1.9. aus dem Kasseler Rathaus.

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Sendung: hr2-kultur, "Literaturland Hessen", 04.09.2022, 12:00 Uhr