Ich hab keine Ahnung, wie genau ich hierhergekommen bin, aber jetzt stehe ich in einem Küken-kostüm mitten auf der Straße und verkaufe Eier. „Ist das nicht ein bisschen sadistisch?“, frage ich meinen besten Freund Dan, welcher ebenfalls in einem Kostüm steckt. „Keine Ahnung, warum?“, er kann nichts sehen, da er ca. 30 cm zu groß für das Kostüm ist. Der Hühnerkopf sitzt nur zur Hälf-te auf seinem Kopf, sodass der Mund freiliegt, die Augen aber bedeckt sind. Auch seine Beine sind nur bis zur Hälfte bedeckt, das Kostüm hängt in seinen Kniekehlen. „Naja, wir verkaufen Eier in Kükenkostümen… und normalerweise schlüpfen Küken aus Eiern. Und um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie geil ich es fände, wenn später Menschenmilch oder so von Aliens in Menschenkostümen verkauft wird“, gebe ich zu bedenken. „Hm… True…“, er stopft sich weiter seine Chips in den Mund, welcher ja glücklicherweise freiliegt. „Also deswegen finde ich, was wir hier tun, ist ziem-lich verwerflich“, führe ich weiter aus. Ich will gerade zu einer weiteren Überlegung ansetzen, als ich von einem Schrei unterbrochen werde. „Wallah ein Vogel!!“ Ein Mädchen zwischen 16-18 kommt auf uns zugerannt und ich springe im letzten Moment zur Seite. Ihre langen Krallen graben sich stattdessen in meinen Freund, der aufgrund fehlender Sicht nicht ausweichen konnte. „Ich schwöre, ich liebe Tiere! Bist du ein Vogel??“ Ich überlege kurz: „Eigentlich bin ich ein Mensch in der Fake-Haut eines Tieres und verkaufe meine eigenen Eier. Also die des Huhnes, das es tagelang gelegt und unter Schmerzen geschissen hat. Du musst also selbst entscheiden, was ich bin.“ Dan liegt noch immer auf dem Boden und isst bereits wieder Chips. Er ist äußerst anpassungsfähig. „Baaah Junge! Iss ja ekelhaft!“ Mit dieser Aussage dackelt sie wieder davon. „Ne Mann, ekelhaft wäre es, jetzt zu KFC zu gehen und Chicken Wings zu essen“, meint Dan vom Boden aus. „Das wär mies kannibalisch“, meine ich nachdenklich und muss mir unwillkürlich ein Alien in einem Menschenkostüm an einem Menschenarm knabbernd vorstellen. „Hallo! Zehn Eier bitte!“, ich werde von einer jungen Dame, die aussieht, als sei sie gerade aus der Lenor-Werbung gefallen, in meinen Gedanken unterbrochen. Sie lächelt mich breit an, was mei-nen Gedanken noch mehr unterstützt. Während ich ihr die Eier einpacke, denke ich weiter nach. „Sagen sie mal, was ist ihre Meinung dazu, Eier in Kükenkostümen zu verkaufen? Finden sie nicht auch, das ist sehr… abwegig? Als würde man ihre Eizellen nehmen und sie von ihren Kindern ver-kaufen lassen.“ Als ich aufschaue, sieht die Frau extrem verstört aus. „Hier ihre Eier. Ihre nicht ausgebrüteten Baby-Hühner, die sie nun einfach in Kuchen rühren können!“ „Nein Danke“, die Frau dreht sich um und rauscht davon. „Hab ich was falsch gemacht?“, frage ich Dan erstaunt. „Nö, keine Ahnung, was die hatte…“ Unser erster Arbeitstag endet damit, dass wir direkt gefeuert werden, da wir kein einziges Ei ver-kauft haben und der Chef meine Gedanken nicht teilt. Wenigstens durften wir die Kostüme behal-ten. So sitzen wir nun im strömenden Regen an der Bushaltestelle, Dan eine Ladung Chickenwings in der Hand. „Du Opfer der Gesellschaft!“, rufe ich. Dan erwidert etwas, aber vor Schmatzen ver-stehe ich nichts. So grob war es wohl: „Sind eh schon tot.“ „Du unterstützt die Industrie!!“ „Ich unterstütze meinen Magen!“ Genervt greife ich ihm sein Essen aus der Hand und werfe es ohne zu zögern auf die Straße. „Fliegt meine Kinder!!“ „NEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!!!!!!! MEIN ESSEN!!!!“ „LEIDE!!“ Ende