Es war eine Frage und die Briefe ihres Großvaters, die die Berliner Kulturjournalistin und Moderatorin Shelly Kupferberg auf die Spur ihres Urgroßonkels brachte. Isidor Geller war ein Jude aus ärmlichen Verhältnissen in Ostgalizien, der nach dem Ersten Weltkrieg in Wien zu Geld und Bedeutung gelangt war. Mit dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich fand sein schillerndes Schickeria-Leben 1938 ein brutales Ende.

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"Der Antisemitismus war omnipräsent." | Shelly Kupferberg hat das Leben ihres Urgroßonkels rekonstruiert

Shelly Kupferberg
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In ihrem Buch "Isidor – Ein jüdisches Leben" hat seine Urgroßnichte das Leben des Kommerzienrats und Berater des österreichischen Staates, Multimillionärs, Opernfreunds und Kunstsammlers nachgezeichnet. Ein Mann, der überzeugt war, sein Ansehen könne ihm vor dem Antisemitismus und der Gewalt der Nationalsozialisten bewahren. Im hr2-Doppelkopf erzählt Autorin Shelly Kupferberg von ihren umfangreichen Recherchen und auf welche Überraschungen sie dabei gestoßen ist. Auf die spätere Hollywoodschauspielerin Ilona Massey etwa, deren Rolle in Isidors Leben sie beschreibt.

Shelly Kupferberg wurde 1974 in Tel Aviv geboren und lebt seit ihrer Kindheit in Berlin. Sie sei nicht religiös, sondern säkular und absolut weltlich, sagt sie im Gespräch, dennoch habe sie ganz klar eine jüdische Identität. Und wer in Deutschland als jüdischer Mensch lebe, begegne immer auch der Geschichte der Judenverfolgung, ob er das wolle oder nicht. Eine ständige Reibung, die aber auch spannend sein könne.

Gastgeber: Thomas Plaul

Musikinhalt dieser Sendung:
Leonhard Cohen: Who By Fire
Oi Va Voi: Yesterday’s Mistakes
Glenn Gould: Goldberg Variationen (Johann Sebastian Bach)

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Lesetipp:

Shelly Kupferberg: Isidor. Ein jüdisches Leben. Diogenes-Verlag. Zürich 2022. 24 Euro

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Sendung: hr2-kultur, "Doppelkopf", 21.06.2023, 12:05 Uhr.