Renaissance-Krimi: Lesung ab 10. Juni im Radio und in der ARD Audiothek Ein Mord, viele Verdächtige - Laurent Binets "Perspektiven"

Im Florenz des 16. Jahrhunderts wird ein Kirchenmaler tot aufgefunden. Ist Jacopo Pontormo bei der Arbeit an seinen Fresken vom Gerüst gestürzt? Kaum: Aus seinem Herzen ragt ein Meißel – klares Zeichen eines Verbrechens. Mit der Aufklärung wird Künstlerkollege Vasari beauftragt, der wiederum Michelangelo selbst zur Hilfe bittet. War es ein Mord unter Konkurrenten, hatte jemand religiöse oder politische Motive? Laurent Binet eröffnet einen fesselnden historischen Krimi, den er in Briefen erzählt. Zwanzig prominente Stimmen lesen, darunter Sylvester Groth, Felix von Manteuffel, Werner Wölbern, Nele Rosetz, Lea Draeger und viele andere. Spoiler: Es ist bis zum Schluss spannend!

Laurent Binet
Laurent Binet Bild © JF PAGA, 2019

Offenkundig gibt es unterschiedliche Einschätzungen der künstlerischen Qualität des Ermordeten. Der Kollege Bronzino, damit beauftragt, Pontormos Fresken in der Kapelle zu vollenden, erklärt diesen zum würdigen Nachfolger des nach Rom entschwundenen Michelangelo. Andere, allen voran der ermittelnde Vasari, finden die Fresken obszön und können darin nur übereinander gestapelte nackte Leiber erkennen. Das Lage wird noch komplizierter, nachdem man im Atelier des Ermordeten eine malerische Kopie von Michelangelos Skizze "Venus und Cupido" findet, auf dem die lüsterne Venus unverkennbar die Gesichtszüge der ältesten Tochter des florentinischen Herzogs trägt, Maria de‘ Medici.

Kohlezeichnung eines Knaben und einer Frau: Venus und Cupido Skizze von Michelangelo
Venus und Cupido Skizze von Michelangelo Bild © pa/dpa

Nun schaltet sich auch die Königin von Frankreich heimlich ins Geschehen ein: Sie will das skandalöse Gemälde mit dem Marienantlitz in ihren Besitz bringen, um damit das florentinische Herrscherhaus zu beschädigen und Einfluss in der Stadt zu gewinnen. Und sie schreckt nicht davor zurück, einen Auftragsdieb anzuheuern. Während die porträtierte Maria mit scheinbar harmlosen Herzensangelegenheiten beschäftigt ist, kämpft ihre Mutter, Herzogin Eleonora von Toledo, nun um die Vernichtung des rufschädigenden Gemäldes und ruft dafür sogar den heiligen Stuhl an...

Ölgemälde des Michelangelo um 1545, Daniele da Volterra zugeschrieben
Michelangelo um 1545, Daniele da Volterra zugeschrieben Bild © Metropolitan Museum of Art, online collection

Kunstvoll schmückt Laurent Binet historische Vorgänge im Florenz der Renaissance-Zeit aus: Zwar sind das Opfer Jacopo da Pontormo, die Ermittler Giorgio Vasari und Michelangelo Buonarroti oder die Mitglieder des Herrscherhauses der Medici selbstverständlich verbürgte Figuren, doch historische Unschärfen und Wissenslücken über das 500 Jahre alte Personal erlauben dem Autor, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Darin liegt der Reiz dieses wortwörtlich perspektivenreichen Romans.

Laurent Binet wurde 1972 in Paris geboren und studierte Geschichte in Prag. Sein erster Roman "HHhH" wurde 2010 mit dem Prix Goncourt du Premier Roman ausgezeichnet. Der Roman "Die siebte Sprachfunktion" wurde 2015 mit dem Prix Interallié und dem Prix du Roman Fnac ausgezeichnet. Für "Eroberung" erhielt der Schriftsteller 2019 den Grand Prix de l'Académie française. Stefan Kaminski las den Roman 2020 in einer Produktion von hr2-kultur mit dem Argon Verlag.

"Perspektiven" gewann den Prix Naissance d’une œuvre und den Prix du roman historique, und ist, wie schon die letzten Romane, in der Übersetzung von Kristian Wachinger im Rowohlt Verlag erschienen. Die Hörfassung erscheint jetzt als Koproduktion von MDR, NDR und hr – in der Regie von Steffen Moratz.

Weitere Informationen

Die Besetzung:

Cosimo I. de’ Medici: Herzog von Florenz – Sylvester Groth
Eleonora di Toledo: Herzogin von Florenz – Nele Rosetz
Maria de’ Medici: deren Tochter – Lea Draeger
Catherine de Médicis: Königin von Frankreich – Judith Rosmair
Piero Strozzi: Marschall von Frankreich – Michael Klammer
Giorgio Vasari: Maler und Architekt, Autor der Lebensläufe der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten (Viten) – Gustav Peter
Wöhler Vincenzo Borghini: Historiker, Humanist – Peter Jordan
Michelangelo Buonarroti: Bildhauer, Maler, Architekt – Felix von Manteuffel
Agnolo Bronzino: Maler, Porträtist der Familie Medici – Harald Schrott
Sandro Allori: Maler, Schüler und Gehilfe von Bronzino – Max Hegewald
Giovanni Battista Naldini: Maler und Gehilfe von Pontormo – Benito Bause
Schwester Plautilla Nelli: Vorsteherin des Dominikanerklosters Santa Caterina di Siena in Florenz, Malerin – Katharina Plachetka
Schwester Caterina de’ Ricci - Nora Schulte
Schwester Petronilla Nelli: Plautillas Schwester – Birte Schnöink
Benvenuto Cellini: Goldschmied, Bildhauer – Werner Wölbern
Malatesta de Malatesti: Ein Page des Herzogs – Uriel Jung
Marco Moro: Handwerker, Farbmischer – Janus Torp
Ercole d’Este: Herzog von Ferrara – Matthias Hummitzsch
Giovanni Battista Schizzi: Regent des Herzogtums Mailand – Alexander Khuon
Jacopo da Pontormo: Maler - Martin Reik

Ende der weiteren Informationen

Quelle: hr2-kultur

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