Daniel Nicolai

Mitte Januar kam der Schock: Das "English Theatre" in Frankfurt, das größte englischsprachige Theater auf dem europäischen Festland, soll ausziehen. Es hat eine ungewöhnliche Spielstätte: in den Kellerräumen eines Wolkenkratzers, genau zwischen Frankfurter Banken- und Bahnhofsviertel. Dabei ist es beliebt und erfolgreich, die 300 Sitzplätze oft ausverkauft, eine Kulturinstitution in der Frankfurter Innenstadt, die wie so viele Innenstädte immer öder wird.  Doch nun soll es den Wolkenkratzer verlassen. Der Grund: Die Commerzbank, die zuerst Besitzer und später Mieter des Hochhauses war, gibt ihren Standort auf und möchte den Turm leer an den neuen Eigner übergeben. Aber ein ganzes Theater kann nicht einfach umziehen, schon gar nicht im eng bebauten Frankfurt: Bühnentechnik, Requisite, Zuschauerraum – alles muss zu den speziellen Anforderungen passen. Der Intendant des Theaters, Daniel Nicolai, weigert sich auch, das Gebäude zu verlassen und verweist auf einen Vertrag aus dem Jahr 1999, der dem English Theatre Bleiberecht garantiert. Die Dokumentation "Kapitalland" begleitet das Theater, seine Schauspieler und Künstler, seine Mitarbeiter bei diesem Kampf „David gegen Goliath“ und erzählt dabei eine Geschichte, bei der es um viel mehr geht als um ein einzelnes Theater. Denn was in Frankfurt passiert, kann man überall erleben: die teuren Innenstädte werden rein kommerziellen Interessen unterworfen, der Raum für Kultur und Gesellschaft wird immer kleiner. Menschen können sich nicht nur nicht mehr leisten, in den Städten zu wohnen, es verschwinden auch die Orte, an denen sie gemeinsam leben können. Agata Pietrzik spricht über die hr-Produktion.

Sendung: hr2-kultur, "Am Nachmittag", 28.02.2024, 17:10 Uhr