Anouk Lamm Anouk

Ihr selbstgewähltes Manifest lautet: "No age. No gender. No origin". Kein Alter, kein Geschlecht, keine Herkunft. Damit verzichtet die Künstlerin Anouk Lamm Anouk bewusst auf die Labels, die Menschen üblicherweise als identitätsstiftend ansehen. Allerdings entsteht hierdurch keine Leerstelle, vielmehr eröffnet sich ein Raum voller Möglichkeiten, in dem Neues entstehen kann. Das "frauen museum wiesbaden" zeigt ab 10. September auf insgesamt drei Ausstellungsebenen die bisher umfangreichste Überblicksschau von Anouk Lamm Anouk und ihre erste museale Einzelausstellung. Wiederkehrende Motive sind Darstellungen lesbischer Intimität, Tiere, die sich abseits eines menschengemachten Systems zu bewegen scheinen und immer wieder die Form des Kreises – ein Kreis, der in sich selbst gleichförmig ist und einen Nicht-Raum, ein leeres Feld umschreibt. Anouk Lamm Anouk ist es ein besonderes Anliegen, mit ihrer Kunst einen Raum für lesbische Sichtbarkeit zu schaffen, die in der Öffentlichkeit oft unzureichend dargestellt und wahrgenommen wird. Dabei sind die Werke gleichzeitig abstrakt und doch explizit, still und doch vernehmbar, reduziert und doch ausdrucksstark. Es wird bewusst auf alles Konkrete und Bezeichnende verzichtet, was üblicherweise einer Identitätsstiftung dient. Interessant bleibt der Raum dazwischen, als ultimativer Nicht-Raum, der vollkommen frei ist für Interpretation und Neuordnung. Anouk Lamm Anouk identifiziert sich als nicht-binär und beschäftigt sich schon lange mit den Themen der queeren Intimität, der lesbischen Sichtbarkeit sowie der Emanzipation von erlernten patriarchalen Strukturen. Trotz der Intensität der behandelten Themen ist die Formensprache subtil und unaufdringlich und zeugt gleichzeitig von einer gewaltigen Verdichtung. Anouk Lamm Anouk zählt zu den Shootingstars der jungen Kunstszene Österreichs.

Sendung: hr2-kultur, "Am Nachmittag", 08.09.2023, 17:15 Uhr