Der Drang, die Welt zu erkunden, ist ein tiefes menschliches Bedürfnis über alle Zeiten und Kulturepochen hinweg, Garant und Motor für Fortschritt. Das "Fernweh" aber ist eine romantische Kategorie, und in der Tat ist es noch nicht lange her, dass die Menschen begonnen haben, aus reinem Vergnügen zu reisen - eine "Bedürfnisindustrie" dafür zu schaffen, wie es Hans Magnus Enzensberger ausdrückte, der eine Theorie des Tourismus entwarf. Den ersten Massentourismus gab es Mitte des 19. Jahrhunderts in unseren Breitengraden am Rhein, und es waren die Engländer, die die "Rheinromantik" erfanden. In der Sendung begeben wir uns selbst auf die Reise: von den Karawanenzügen der alten Zeit über die Pilgerreisen des Mittelalters und die wagemutigen Seefahrten im Zeitalter der Entdeckungen bis zum "Teutonengrill" an europäischen Mittelmeerstränden, von Odysseus bis Neckermann, von Captain Cook über Robinson Crusoe bis hin zum modernen Tourismus samt seiner Ambivalenzen, Kollateralschäden und vermeintlichen Alternativangebote. Das sentimentalische Fernweh indes, Ausdruck eines romantisch gebrochenen Lebensgefühls, ist eine unerfüllbare Sehnsucht geblieben.

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