Papst Franziskus (1936-2025)

Am Ostersonntag spendete Papst Franziskus den Katholiken der Welt ein letztes Mal den Segen, am Ostermontag ist er verstorben: "Heute Morgen um 7.35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, ins Haus des Vaters zurückgekehrt", teilte der Vatikan zum Tod des Kirchenoberhaupts mit.

Der erste südamerikanische Papst der Kirchengeschichte kämpfte zäh gegen die Folgen seiner schweren Lungenentzündung, schaffte es aus dem Krankenhaus zurück in den Vatikan und an Ostern noch einmal auf den Petersplatz. Dorthin, wo am 13. März 2013 sein Pontifikat mit einem mit sanft klingender Stimme gesprochenen "Buonasera" als Begrüßung begonnen hatte.

Wer damals vor gut zwölf Jahren dabei war, erlebte einen besonderen Moment - dieser neue Papst strahlte Bescheidenheit und Nähe aus und viel mehr Wärme als sein Vorgänger Benedikt XVI., der sich aufs Altenteil zurückgezogen hatte.  Franziskus weckte damals die Hoffnung auf Reformen in der verstaubt wirkenden katholischen Kirche. Schon in der seit Jahresbeginn andauernden Phase seiner schweren Erkrankung begannen viele Theologen damit, ein Fazit des Pontifikats zu ziehen. Dieses fällt gemischt aus. Franziskus reformierte die Vatikan-Behörden und gab der Kurie eine neue Verfassung.

Franziskus leitete eine umfassende Reform der römischen Kurie ein und warb für eine flexiblere Anwendung der katholischen Sexualmoral. Für seinen Einsatz für Flüchtlinge, Arme und Andergläubige genoss Franziskus auch außerhalb der Kirche großes Ansehen. Als erster in 2.000 Jahren Kirchengeschichte gab er sich den Papstnamen Franziskus, in Erinnerung an den "Heiligen der Armen", Franz von Assisi.

Das Reformprojekt einer neuen Kirchenverfassung, die den Laien mehr Mitbestimmungsrechte geben sollte, bleibt durch Franziskus' Tod unvollendet. Seine Amtszeit war überschattet von der andauernden Krise um sexuellen Missbrauch in der Kirche sowie einer verschärften Polarisierung zwischen Reformern und Konservativen in der Kirche. Auch die drei Jahre der weltweiten Corona-Pandemie (2020-2022) fielen in sein Pontifikat. Mit Predigten über menschliche Schwächen und mit einem Fokus auf Umwelt und Solidarität über die Grenzen der Religionen hinweg versuchte Franziskus, den Blick der Kirche auf neue Schwerpunkte zu lenken. Franziskus gab Dutzende Interviews; immer wieder wurden seine Aussagen auch widersprüchlich interpretiert.

Während Benedikt der "Professor Papst" war, war Franziskus als Kirchoberhaupt deutlich nahbarer. Er geißelte in seinen Schriften maßlosen Konsum, immer wieder machte er auf das Leid von Flüchtlingen aufmerksam. Seine erste Auslandsreise führte ihn auf die italienische Insel Lampedusa, wo er sich mit Flüchtlingen traf und die Gleichgültigkeit der Welt gegenüber dem Schicksal von Migranten anprangerte. Weihnachten besuchte er zum Heiligen Jahr ein Gefängnis. In seiner in seinem Namen am Ostersonntag verlesenen letzten Osteransprache forderte er Abrüstung.

Das Eintreten für Randgruppen machte den Papst nahbarer als sein Vorgänger war. Aber in Fragen nach dem Zölibat oder der Weihe von Frauen zu Priesterinnen vertrat Franziskus dieselbe konservative Linie wie Benedikt XVI. oder Johannes Paul II..  Bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs brauchte Franziskus lange, um einen klaren Kurs zu finden. Erst im vergangenen Jahr formulierte er zunächst bei einem Besuch Belgiens und schließlich in einem Bußakt vor der Weltsynode unmissverständlich und deutlich. Die Weltsynode dürfte wohl das größte Vermächtnis dieses Papstes sein.

Nicht wegen der greifbaren Ergebnisse - Franziskus verzichtete auf konkrete Schlüsse aus den Beratungen. Das wirklich Neue war die Breite des Austauschs.  Nun auch Entscheidungen zu treffen, wird die Aufgabe des Nachfolgers von Papst Franziskus. "Ich bin nur ein einziger Schritt", lauten die letzten Worte in der Autobiografie von Franziskus. Diese trägt den Titel "Hoffe" - Hoffnung bleibt nun seine Hinterlassenschaft. 

Material von afp, epd/KNA

Sendung: hr2-kultur, 21.4.2025, 10:20 Uhr