Sonia Kleindorfer

Ob Nils Holgersson, May und die Wildgänse oder Konrad Lorenz als Vogelpapa. Graugänse sind Sympathieträger. Sie gehören zu den faszinierendsten Wildtieren, die wir in unseren Breitengraden erleben können. Die unglaublich klugen Pflanzenfresser erkennen einander am Ruf und an ihren unverwechselbaren Gesichtern — und sie vergessen kein Gesicht, auch nicht das von uns Menschen. Mehr als 100 Stundenkilometer schnell können sie fliegen und können sogar aus zwei Kilometern Entfernung einen Adler erkennen. Dabei hat jede Graugans einen eigenen Charakter. Da gibt es die Rebellin, den Kraftprotz oder den Influencer.
Vielleicht können wir sogar etwas in Sachen Zusammenleben von den Graugänsen lernen: Die sozialen Tiere, von denen man lange annahm, dass sie streng monogam sind, leben vielmehr in vielen verschiedenen Beziehungsformen. In einer Gänseschar gibt es immer viel Drama — manchmal mit dem Ergebnis, dass ein enttäuschter Liebespartner in ein anderes Land zieht, um dort sein Glück zu versuchen. Kein Wunder also, dass mit der Erforschung der Graugänse durch Konrad Lorenz vor 50 Jahren auch die moderne Verhaltensforschung beginnt. Auch Sonia Kleindorfer lebt und arbeitet mit den Graugänsen. Sie spricht in hr2-kultur über die Konrad-Lorenz-Forschungsstelle im Almtal und über ihr neues Buch: Die erstaunliche Welt der Graugänse.

Sendung: hr2-kultur, "Am Nachmittag", 06.08.2024, 17:10 Uhr