Der Krieg in der Ukraine hat den Blick des Westens auch auf andere ehemalige Sowjetrepubliken gelenkt, wie zum Beispiel Georgien. Die Republik im südlichen Kaukasus hat schon 2008 erfahren müssen, wie aggressiv Russland sein Machtgebiet wieder auszuweiten versucht. Der Leiter des Georgischen Literaturmuseums in der Hauptstadt Tiflis, Lasha Bakradze, organisierte nach dem russischen Überfall auf die Ukraine Spendensammlungen und eine Ausstellung georgischer und ukrainischer Künstler zum Krieg.

Der Germanist, Historiker und Schauspieler ist einer der führenden Intellektuellen in Georgien sowie ein ausgezeichneter Kenner der deutschen Sprache und Literatur. 1965 in Tbilissi geboren, hat er noch vor der Wende in Jena Germanistik studiert, später Theologie in Bern, Politologie in Potsdam sowie Geschichte an der Humboldt-Universität in Berlin und Wien.

Im Gespräch mit Gastgeber Jochen Rack wirft Lasha Bakradze dem Westen vor, nicht angemessen auf die russische Aggression gegen Georgien reagiert zu haben. Er kritisiert aber auch die mangelnde Aufarbeitung der sowjetischen Geschichte in seinem Land und den prorussischen Kurs der von der Partei "Georgischer Traum" gestellten Regierung. Sie halte sich durch Wahlfälschung an der Macht und habe in der Kulturszene eine Säuberungswelle zu verantworten. Georgien befinde sich in einem Zustand der Stagnation und Lähmung, so der Zustandsbericht des Historikers und Leiters des Literaturmuseums in Tiflis im "hr2-Doppelkopf".

Gastgeber: Jochen Rack

Musikinhalt dieser Sendung:
Irakli Charkviani: Gvardia
Eko & Vinda Folio: Shen Anateb
KayaKata: Kaya Mango

Sendung: hr2-kultur, "Doppelkopf", 20.07.2021, 12:00 Uhr.