In wenigen Tagen geht die 15. Ausgabe der Weltkunstausstellung documenta in Kassel zu Ende. Selten ist über die alle fünf Jahre ausgerichtete Ausstellung so heftig gestritten worden. Das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa als kuratorisches Team der documenta 15 war angetreten, um einen radikal neuen Kunstbegriff umzusetzen. Doch dann beherrschte der Vorwurf des Anti-Semitismus die diesjährige documenta. Ein zentrales Kunstwerk wurde abgehängt, die Generaldirektorin musste gehen. Elke Buhr, Chefredakteurin der Zeitschrift "monopol – kunst und leben", hat die documenta fifteen von Beginn an journalistisch begleitet und die Debatten verfolgt.

Elke Buhr fand es richtig, das Banner mit den antisemitischen Bildmotiven vor dem Kasseler Fridericianum wieder abzuhängen und kritisiert den Umgang der documenta in diesem Konflikt. Im "hr2-Doppelkopf" zieht die Beobachterin des internationalen Kunstbetriebs ein Resümee der documenta fifteen. Sie analysiert die Vorstellungen von Ruangrupa und ihr Konzept, mit dieser documenta den Kunstmarkt und die Spekulation mit Kunst zu unterlaufen. Sie erklärt das Prinzip der Künstlerkollektive auf der documenta und warum dort kaum Werke individueller Künstlerpersönlichkeiten zu finden sind, aber Gemeinschaftsküchen und Produkte von landwirtschaftlichen Kooperativen.

Warum es in Kassel eher um politische Anliegen geht und wo darin die Kunst zu finden ist, lotet Elke Buhr im Gespräch mit Stefanie Blumenbecker aus. Jede documenta will etwas anders machen als die Vorgänger, ist die Erfahrung der Kunstkritikerin. Nach dieser documenta jedenfalls sollten wir unseren Kunstbegriff gründlich überdenken, meint Elke Buhr, die allerdings auch überzeugt ist: es wird auch eine documenta 16 geben!

Gastgeberin: Stefanie Blumenbecker

Musikinhalt dieser Sendung:
Michael Kiwanuka: Rolling
Peter Fox: Haus am See
The Whitest Boy Alive: 1517
Sophie Hunger: Le vent nous portera

Sendung: hr2-kultur, "Doppelkopf", 20.09.2022, 12:05 Uhr.