Erinnern ist ihre Lebensaufgabe. Schon seit Jahrzehnten setzt sich Elisabeth Abendroth dafür ein, all die vor dem Vergessen zu bewahren, die dem Nationalsozialismus Widerstand geleistet haben, die den Mut besaßen, sich gegen Terror und Gewalt zu wehren und die Freiheit zu verteidigen. So wie ihr Vater, der Politikwissenschaftler und Jurist Wolfgang Abendroth, der Haft und Folter der Nazis überlebte.

Elisabeth Abendroth kam 1947 in Potsdam, in der damals noch Sowjetisch Besetzten Zone zur Welt, von wo die Familie kurz darauf vor dem Stalinismus in den Westen floh. Aufgewachsen in Marburg, wo der Vater lehrte, studierte sie in Marburg, London und Gießen Sozialwissenschaften, Kunstpädagogik und Philosophie. Mitte der 1970er Jahre zog sie nach Frankfurt. Über die Auseinandersetzung um den Frankfurter Börneplatz und den Kampf für das jüdische Erbe der Stadt fand sie zu ihrem Lebensthema.

Die Sozialwissenschaftlerin war für die Stadt Frankfurt einige Jahre hauptberuflich verantwortlich für das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Über 170 damals noch lebende Verfolgte aus dem christlichen, gewerkschaftlichen, kommunistischen, sozialistischen und sozialdemokratischen Widerstand wurden in dieser Zeit mit der Johanna Kirchner Medaille der Stadt geehrt. "Der gute Geist der Überlebenden", wie Elisabeth Abendroth deswegen einmal getauft wurde, setzte ihre unermüdliche Erinnerungsarbeit auch für die hessische Landesregierung fort. Bis heute setzt sich Elisabeth Abendroth für Menschenrechte und gegen Unrecht ein. Derzeit ist sie für die iranischen Frauen und den Flüchtlingen aus der Ukraine aktiv.

Musikinhalt dieser Sendung:
Yves Montand: Bella Ciao
Gisela May: Das Lied von der Moldau
Shervin Hajipour: Baraye

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Hörtipp:

Die Erinnerungen von Trude Simonsohn sind in der Lesung auf hr2 zu hören (ab 27. Januar 2023, jeweils 9.05 Uhr und 14.30 Uhr) und in der ARD Audiothek (abrufbar bis 27.3.23).  

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Im hr2-Doppelkopf Gespräch erzählt Elisabeth Abendroth von ihren Begegnungen mit den Frauen und Männern des Widerstands und Zeitzeugen. Über die Zusammenarbeit mit Überlebenden und Zeitzeugen lernte sie die Auschwitz-Überlebende Trude Simonsohn kennen. Sie wurde ihre Freundin und Biografin. Aus den Gesprächen über Leben und Überleben der 1921 in Olmütz geborenen Trude Simonsohn ist das Buch "Noch ein Glück" entstanden, das 2013 im Wallstein Verlag erschien.

Gastgeberin: Hadwiga Fertsch-Röver

Sendung: hr2-kultur, "Doppelkopf", 27.01.2023, 12:05 Uhr.