Die Schauspielerin Jeanne Tremsal ist aufgewachsen in der Otto-Muehl-Kommune. Der österreichische Aktionskünstler führte seine "Aktionsanalytische Organisation", kurz AAO, auf einem Hof im Burgenland als Alleinherrscher. Erwachsene lebten dort, aber vor allem viele Kinder. Sie mussten ohne ihre Eltern auskommen, denn Liebesbeziehungen und Kleinfamilie waren ein absolutes Tabu.

Einer der Leitzsätze in der Kommune: Sex ja, Liebe nein. Die Männer besitzen kein eigenes Zimmer, sondern mussten sich jede Nacht ein Bett suchen. Die Aktionsanalyse, später Selbstdarstellung genannt, artet öfter zu einer Art Tribunal aus. Jeanne Tremsal ist Schauspielerin geworden und hat gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Christopher Roth einen Spielfilm über diese Jahre ihrer Kindheit und Jugend gedreht

Der Film. "Servus Papa, see you in hell" kommt Ende November in die Kinos. Clemens Schick spielt Otto Muehl, Jeanne Tremsal ihre eigene Mutter, die gelegentlich zu Besuch kommt auf den Hof. Otto Muehl wird 1991 wegen Kindesmissbrauchs und Verstoßes gegen das Suchtgiftgesetz zu sieben Jahren Haft verurteilt. Als Tremsal viele, viele Jahre später von seinem Tod erfährt, weint sie.

Im hr2-Doppelkopf erzählt Jeanne Tremsal von ihren Erfahrungen als Kind in der AAO-Kommune, von ihrem schmerzhaften Prozess der Ablösung, ihre Sicht auf Otto Mühl heute und warum sie nach Jahren als Schauspielerin in Film, Fernseh– und Theaterproduktionen heute ein Restaurant leitet.

Musikinhalt dieser Sendung:
A$AP Rocky feat. Skepta: Praise the lord (da shine)
Sault: Wildfrires
Billie Eilish: Bitches Broken Hearts

Sendung: hr2-kultur, "Doppelkopf", 23.11.2022, 12:05 Uhr.