Laura Cazés ist in München geboren und in Frankfurt aufgewachsen. Ihre Mutter ist die Tochter polnischer Shoah-Überlebenden, ihr ebenfalls jüdischer Vater Argentinier mit türkischen Wurzeln. Wenn über jüdisches Leben in Deutschland gesprochen wird, dann geschehe das vor allem bezogen auf die Shoah und den Antisemitismus, sagt Cazés. Jüdische Lebenswelten und lebendige Alltagskultur würden so überhaupt nicht wahrgenommen.

Laura Cazés hat Psychologie und Sozialmanagement studiert und arbeitet für die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Was der 1990 Geborenen sehr am Herzen liegt, ist Selbstbestimmung. Mit der Reduktion auf die Shoah und den Antisemitismus würden Jüdinnen und Juden zu Objekten von Themen, die zwar untrennbar mit Deutschland verbunden sind, das reale jüdische Leben aber in gesellschaftlichen Diskursen völlig überdecke. Gut findet sie, dass es eine Erinnerungskultur gibt, aber sie bestünde oft nur aus leeren Hülsen.

Was bedeutet, fragt Laura Cazés, das immer wieder beschworene "Nie wieder" konkret? Sie plädiert vielmehr für eine Auseinandersetzungskultur. Jüdische Lebenswelten seien divers, das aber würde so überhaupt nicht wahrgenommen. Um sie sichtbar zu machen, hat Cazés Jüdinnen und Juden gebeten, in einem Essay zu beschreiben, was Jüdischsein in Deutschland für sie ausmacht.

Gastgeberin: Andrea Seeger

Musikinhalt dieser Sendung:
Jasmin Moallem: Tel Aviv
Gianni Suave: Birdman
Gotan Project: Diferente

Weitere Informationen

Lesetipp

Laura Cazés, Hrsg: Sicher sind wir nicht geblieben. Jüdischsein in Deutschland
S.Fischer Verlag Frankfurt 2022

Ende der weiteren Informationen

Sendung: hr2-kultur, "Doppelkopf", 03.02.2023, 12:05 Uhr.