In beiden deutschen Staaten entwickelte sich seit den sechziger Jahren eine eigenständige, subversive Free-Jazz-Szene – mit zahlreichen Überschneidungen. Eine deutsch-deutsche Annäherungsgeschichte.

Der Anstoß kam aus den USA – doch schnell entwickelte sich in Europa eine eigene Variante des neuen, radikalen Jazz. Was sich dabei vor allem in Deutschland herausbildete, hatte mit der afroamerikanischen Tradition nur wenig zu tun.

An der Kölner Musikhochschule studierten Musiker wie Manfred Schoof und Alexander von Schlippenbach bei dem Komponisten Bernd Alois Zimmermann. Genauso wie der Frankfurter Posaunisten Albert Mangelsdorff verbanden sie europäische Kompositionstechnik mit neuen rhythmischen Formen. Parallel dazu kristallisierte sich auch in der DDR eine neue Art radikalen Jazz heraus. Hier war die Formation „Zentralquartett“ Vorreiter, eine der wichtigsten Exportwaren der DDR-Kultur überhaupt. Zwischen West und Ost zeigten sich verblüffende subversive Gemeinsamkeiten, ein kaum für möglich gehaltener Grenzverkehr entsteht.

WDR 2022

Sendung: hr2-kultur, "Feature", 22.10.2023, 18:04 Uhr.