Die Weißen sind wie Antilopen: Sie haben alle das gleiche Gesicht. Der alte Meka steht im Kreidekreis.

Die Geschichte ist tragisch: Ein alter Afrikaner wird der Lächerlichkeit preisgegeben, obwohl in Afrika gerade der alte Mensch hohes Ansehen genießt. Meka hat für die französischen Kolonialherren sein Land und seine Söhne verloren. Dafür erhält er nun eine Medaille. Aber der Tag der Ehrung bringt ihm nur Mühe und Schmach. Stundenlang lässt man ihn in der Sonne schmoren und macht sich auch noch über ihn lustig. Auch das anschließende Fest bringt ihm nur Spott ein. Er trinkt zu viel und wird von der kolonialen Schutzmacht, trotz Ehrenmedaille, ins Kittchen geworfen.

Ferdinand Oyono wurde 1929 in Kamerun geboren und starb 2010 in Yaoundé. Er studierte in Paris und war viele Jahre Botschafter seines Landes. 1974 wurde er Ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen. Er war Außen- und Kulturminister seines Landes. Seine drei Romane, darunter "Der alte Mann und die Medaille" von 1956, gelten als Höhepunkte der antikolonialen Literatur.

Ferdinand Oyono: Der alte Mann und die Medaille (1955) (Auszug aus dem Roman)
Progress Verlag Düsseldorf 1957
Sprecher: Hans-Helmut Dickow
Produktion: NDR 1980

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Sendung: hr2-kultur, "Lesung", 19.07.2022, 23:00 Uhr.