Ab 4. Oktober im Radio Deutscher Buchpreis 2024: Die Shortlist
Martina Hefter, Maren Kames, Clemens Meyer, Ronya Othmann, Markus Thielemann, Iris Wolff – das sind die Finalist*innen für den Deutschen Buchpreis 2024. Laut Jurysprecherin Natascha Freundel erkunden ihre Romane "auf neue Weise Licht und Dunkel unserer jüngeren Geschichte" und sind dabei "große literarische Abenteuer".
Die Autor*innen stellen sich mit Lesungen und Gesprächen im Schauspiel Frankfurt vor, es moderieren Sandra Kegel (F.A.Z.), Alf Mentzer (hr) und Christoph Schröder (freier Kritiker). Eine gemeinsame Veranstaltung von Literaturhaus und Kulturamt Frankfurt. hr2-kultur präsentiert den Shortlistabend als Medienpartner.
4.10.2024: Iris Wolff, Lichtungen (Klett-Cotta, Januar 2024)
Lev und Kato sind seit Kindertagen eng verbunden. Beide wachsen in einem kleinen Ort im Norden Rumäniens auf. Doch die Öffnung der Europäischen Grenzen treibt sie auseinander. Die eine geht, der andere bleibt. Während Lev alten Pfaden folgt, reist Kato als Straßenkünstlerin durch Europa. Ein Roman vom Bleiben, Fortgehen und Wiederkehren. Iris Wolff erzählt die Geschichte als Reise in die Vergangenheit, sie reicht von der Gegenwart bis zurück in Lev und Katos Kindheit Mitte der Sechziger Jahre.
Iris Wolff wurde 1977 in Hermannstadt (rumänisch Sibiu) in Siebenbürgen geboren und kam als Kind mit ihrer Familie nach Deutschland. Die Autorin wurde für ihr literarisches Schaffen bereits mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem Solothurner-Literaturpreis und dem Marie Luise Kaschnitz-Preis für ihr Gesamtwerk. Zuletzt erschien 2020 der vielfach ausgezeichnete Roman "Die Unschärfe der Welt". Die Autorin lebt in Freiburg im Breisgau.
7.10.2024: Maren Kames, Hasenprosa (Suhrkamp Verlag, März 2024)
Maren Kames‘ Erzählfigur bewegt sich grenzenlos in Zeit und Raum, in unwirklichen Fluggeräten durch den Himmel und die Erinnerung an ihre Familie: an die Großmütter – eine helle, eine dunkle, eine heile, eine wunde. Einen Großvater, seine furchigen Hände. Einen Bruder und seinen Baum. An Blechschäden, Dachböden und Donnerkeile, rasende Träume, krumme Märchen und einen Purple Rain. Ein Buch wie ein Kindheitssommer.
Maren Kames wurde 1984 in Überlingen am Bodensee geboren. Ihre Bücher "Halb Taube halb Pfau" und "Luna Luna" fanden viel Beachtung, die Autorin wurde mehrfach dafür ausgezeichnet, u.a. mit dem Literaturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden 2020. Mit "Hasenprosa" schaffte sie es in diesem Jahr bereits auf die Shortlist für den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis. Maren Kames lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Berlin.
8.10.2024: Martina Hefter, Hey guten Morgen, wie geht es dir? (Klett-Cotta, Juli 2024)
Nachts liegt Juno wach, öffnet Instagram und bekommt Anfragen wie: Hi Schönste / Hi du Sonnenschein, wie gehts? Juno chattet mit den Männern, von denen sie weiß, dass sie in irgendeinem Internetcafé weit weg kitschige Lügen in den Rechner tippen. Doch statt darauf hereinzufallen, werden die Männer zu einer Form von Freiheit für sie. In den Gesprächen kann Juno sein, wer sie will und sagen, was sie will. Ganz im Gegensatz zu ihrem sonstigen Leben, in dem sie immer unterwegs, immer beschäftigt und immer besorgt um ihren kranken Mann Jupiter ist.
Martina Hefter wurde 1965 in Pfronten im Allgäu geboren. Sie veröffentlichte drei Romane und – im kookbooks-Verlag Berlin – fünf Gedichtbände. Zuletzt erschien 2021 "In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen". Die Schriftstellerin und Performerin wurde schon vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2024 mit dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds und dem Literaturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden. Sie lebt in Leipzig.
9.10.2024: Clemens Meyer, Die Projektoren (S. Fischer Verlag, August 2024)
Im Velebit-Gebirge erlebt ein ehemaliger Partisan die abenteuerlichen Dreharbeiten der Winnetou-Filme. Jahrzehnte später finden an genau diesen Orten die brutalen Kämpfe der Jugoslawienkriege statt – mittendrin eine Gruppe junger Rechtsradikaler aus Dortmund, die die Sinnlosigkeit ihrer Ideologie erleben muss. Clemens Meyer hat ein gewichtiges Werk über die Gewaltgeschichte Jugoslawiens vom Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart verfasst.
Clemens Meyer wurde 1977 in Halle/Saale geboren. 2006 erschien sein Debütroman "Als wir träumten", es folgten u.a. "Die Nacht, die Lichter. Stories", der Roman "Im Stein" (2013) und die Frankfurter Poetikvorlesungen "Der Untergang der Äkschn GmbH". Für sein Werk erhielt Clemens Meyer schon zahlreiche Preise, darunter den Preis der Leipziger Buchmesse, den Rheingau Literaturpreis, den Berger Stadtschreiberpreis und 2013 stand er mit "Im Stein" bereits auf der Shortlist Deutscher Buchpreis. Der Autor lebt in Leipzig.
10.10.2024: Ronya Othmann, Vierundsiebzig (Rowohlt Verlag, März 2024)
Vierundsiebzig ist eine Reise zu den Ursprüngen, zu den Tatorten des Genozids an der êzîdischen Bevölkerung, verübt 2014 in Shingal von Kämpfern des IS. Der Weg führt in die Camps und an die Frontlinien, in die Wohnzimmer der Verwandten und weiter in ein êzîdisches Dorf in der Türkei, in dem heute niemand mehr lebt. Es geht darum, hinzusehen, zuzuhören, Zeugnis abzulegen, Bilder und Berichte mit der eigenen Geschichte zu verweben, mit einem Leben als Journalistin und Autorin in Deutschland.
Ronya Othmann wurde als Tochter einer deutschen Mutter und eines kurdisch-êzîdischen Vaters 1993 in München geboren, schreibt Lyrik, Prosa und Essays und arbeitet als Journalistin. Für ihr Schreiben wurde sie viele Male ausgezeichnet, u.a. 2020 für ihren ersten Roman "Die Sommer" mit dem Mara-Cassens-Preis. "Vierundsiebzig" wurde in diesem Jahr bereits mit dem Düsseldorfer Literaturpreis und dem Erich-Loest-Preis 2025 ausgezeichnet. Ronya Othmann lebt in Leipzig.
11.10.2024: Markus Thielemann, Von Norden rollt ein Donner, (Verlag C.H.Beck, Juli 2024)
Der Wolf ist zurück in der Lüneburger Heide. Und während Jannes - wie schon sein Vater und sein Großvater - täglich seine Schafe über die Heideflächen treibt, kochen die Emotionen im Dorf hoch. Kann Heimatschutz Gewalt rechtfertigen? Wo es vordergründig um Wolfspolitik geht, stößt er bald auf Hass, völkische Ideologie - und auf ein tiefes Schweigen. "Von Norden rollt ein Donner" ist eine Spurensuche in der westdeutschen Provinz, die Geschichte eines brüchigen "urdeutschen" Idylls.
Markus Thielemann, geboren 1992, lebt in Hannover. Er studierte Geografie und Philosophie in Osnabrück, anschließend Literarisches Schreiben in Hildesheim. "Von Norden rollt ein Donner" ist sein zweiter Roman.
Veranstaltungsmitschnitt hr 2024