Ein Bücherstapel neben dem Logo der Buchpreises 2023

Wer hat den "Roman des Jahres" geschrieben? Darüber darf noch bis zum 16. Oktober spekuliert werden. Sechs Romane stehen jetzt auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis: "Muna oder Die Hälfte des Lebens" von Terézia Mora, "Vatermal" von Necati Öziri, "Die Möglichkeit von Glück" von Anne Rabe*, "Echtzeitalter" von Tonio Schachinger, "Maman" von Sylvie Schenk und "Drifter" von Ulrike Sterblich.

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Am 8. Oktober stellen sich die Finalistinnen und Finalisten mit Lesungen und Gesprächen im Schauspiel Frankfurt vor. Wir präsentieren ihre Auftritte auf den Lesungsplätzen von hr2-kultur und in der ARD Audiothek.

* Hinweis:
Leider ist Anne Rabe erkrankt und konnte nicht nicht zur Shortlist-Matinée kommen. Wir werden einen Auszug ihres Romans aufnehmen und statt des Live-Gesprächs senden und online stellen. Die Aufnahme wird allerdings erst am Donnerstag stattfinden können.

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Eine gemeinsame Veranstaltung von Literaturhaus Frankfurt und Kulturamt Frankfurt am Main. hr2-kultur präsentiert als Medienpartner die Shortlist-Matinee. Es moderieren Sandra Kegel (F.A.Z.), Alf Mentzer (hr) und Christoph Schröder (freier Kritiker).

"Muna oder Die Hälfte des Lebens" von Terézia Mora

Terézia Mora: Muna oder Die Hälfte des Lebens

Es ist der Sommer 1989, kurz vor dem Mauerfall. Muna lebt in der DDR und steht vor dem Abitur, als sie Magnus kennenlernt, Französischlehrer und Fotograf. Mit ihm, dem deutlich älteren Mann, verbringt sie eine Nacht. Dann verschwindet er. Erst sieben Jahre später begegnen sich die beiden zufällig in Berlin wieder, und sie werden ein Paar. Doch schon auf der ersten gemeinsamen Ferienreise nach Island brechen Risse in ihrer Beziehung auf. Die Buchpreis-Jury meint: "Terezia Mora schenkt uns mit Muna eine eigensinnige, mutige Protagonistin, die sich trotz ihrer Stärke in eine toxische Beziehung stürzt."

"Vatermal" von Necati Öziri

Der Schriftsteller und Dramaturg Necati Öziri

Necati Öziri schreibt eine Familiengeschichte über einen Sohn, eine Mutter und eine Schwester, deren Leben und Körper gezeichnet sind von sozialen und politischen Umständen. Und er schreibt über einen abwesenden Vater. Er wendet sich an seinen Vater, den er nie kennengelernt hat. Ein Roman von radikaler Wahrheit, Wut, Kraft, Liebe und Sehnsucht – und das dringlichste Debüt des Jahres. Das Urteil der Jury: "Mit Vatermal fängt Necati Öziri den Sound der Straße ein: wütend, schlagfertig, witzig und zart."

"Die Möglichkeit von Glück" von Anne Rabe

Anne Rabe: Die Möglichkeit von Glück

Stine kommt Mitte der 80er Jahre in einer Kleinstadt an der ostdeutschen Ostsee zur Welt. Sie ist ein Kind der Wende. Um den Systemwechsel in der DDR zu begreifen, ist sie zu jung, doch die vielschichtigen ideologischen Prägungen ihrer Familie schreiben sich in die heranwachsende Generation fort. Während ihre Verwandten die untergegangene Welt hinter einem undurchdringlichen Schweigen verstecken, brechen bei Stine Fragen auf, die sich nicht länger verdrängen lassen. Die Jury findet: "Durch aufwendige Archivarbeit belegt Anne Rabe, wie stark das kulturelle Klima der DDR beeinflusst war von unaufgearbeiteten Kriegserfahrungen."

"Echtzeitalter" von Tonio Schachinger

Der Schriftsteller Tonio Schachinger

Ein elitäres Wiener Internat, untergebracht in der ehemaligen Sommerresidenz der Habsburger, der Klassenlehrer ein antiquierter und despotischer Mann. Was lässt sich hier fürs Leben lernen? Till Kokorda mit dem snobistischen Umfeld wenig anfangen. Seine Leidenschaft ist das Gamen, konkret: das Echtzeit-Strategiespiel Age of Empires 2. Nach dem Tod seines Vaters wird für ihn aus dem Hobby eine Notwendigkeit. Ohne dass jemand aus seinem Umfeld davon wüsste, ist Till mit fünfzehn eine Online-Berühmtheit, der jüngste Top-10-Spieler der Welt. Nur: Wie real ist so ein Glück? Die Jurorinnen und Juroren meinen: "Tonio Schachingers "Echtzeitalter" gelingt das Kunststück, als Coming-of-Age-Roman ebenso einfühlsam wie dezent zu sein."

"Maman" von Sylvie Schenk

Sylvie Schenk: Maman

Eine Annäherung an die eigene Mutter und eine schmerzhafte Abrechnung: 1916 wird Sylvie Schenks Mutter geboren, die Großmutter stirbt bei der Geburt. Angeblich war diese eine Seidenarbeiterin, wie schon die Urgroßmutter. Aber stimmt das? Und welche Geschichte wird den Nachkommenden mit auf den Weg gegeben? Mit poetischer Präzision spürt Schenk den Fragen nach, die die eigene Familiengeschichte offenlässt. Kommentar der Jury: "Kunstvoll verwebt sie dabei Fakten und Fiktionen und verdichtet sie zu einer literarischen Biografie, die der Sprachlosigkeit der Mutter eine Erzählung entgegensetzt, in der auch Armut, Scham, Trauma und Zweifel ihren Ausdruck finden."

"Drifter" von Ulrike Sterblich

Die Schriftstellerin Ulrike Sterblich

Wenzel und Killer sind Freunde seit Ewigkeiten und stehen mitten im Leben, Killer als PR-Chef einer großen Firma, Wenzel betreut die Social-Media-Kanäle eines TV-Senders. Doch alles ändert sich, als Vica in ihr Leben tritt: eine Frau in goldenem Kleid, meist begleitet von zwei treuen Adjutanten und einem riesigen Zottelhund. Die Jury urteilt: "Eine bitterböse Satire auf den Literaturbetrieb, die PR-Branche, Kunst, Social Media, Aktienmanager und Heldenverehrung."

Veranstaltungsmitschnitt hr 2023