Anna Kims neuer Roman "Geschichte eines Kindes" beruht auf einem wahren Fall und führt in das Jahr 1953 in eine Kleinstadt im US-Bundesstaat Wisconsin. Hier bringt die zwanzigjährige Telefonistin Carol Truttman einen Jungen zur Welt, den sie zur Adoption freigibt.

Bald sehen sich die betreuenden Kinderschwestern mit einem aus ihrer Sicht schwerwiegenden Verdacht konfrontiert: Das Baby scheint, anders als von der Mutter angegeben, nicht "weiß" zu sein, sondern, wie es in der Behördensprache der damaligen Zeit heißt, "indianisch", "polnisch" oder "negrid" – ein Skandal zur Zeit der Rassentrennung.

Die Autorin entfaltete in "Geschichte eines Kindes" die mächtige und zugleich fatale Idee von "Rasse", die bis heute nicht nur die Gesellschaft prägt, sondern auch den privaten Raum durchdringt, Familien entzweit, Karrieren verhindert und Lebenswege bestimmt. 

Anna Kim war am 28.03 im Literaturhaus Frankfurt zu Gast. Das Gespräch führte FAZ-Literatur-Redakteur Jan Wiele. 

Anna Kim wurde 1977 in Südkorea geboren, zog 1979 mit ihrer Familie nach Deutschland und schließlich weiter nach Wien, wo die Autorin heute lebt. Im Suhrkamp Verlag erschienen zuletzt die Romane "Anatomie einer Nacht" (2012) und "Die große Heimkehr" (2017). Für ihr erzählerisches und essayistisches Werk erhielt sie zahlreiche Stipendien und Preise, darunter den Literaturpreis der Europäischen Union. Ihr Roman "Geschichte eines Kindes" stand 2022 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreis. 

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Das Buch
Anna Kim: Die Geschichte eines Kindes
Suhrkamp, 2022, 23 Euro 

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Sendung: hr2-kultur, Spätlese, 25.04.2023, 22:00 Uhr.