Gut informiert mit dem aktuellen Kulturgespräch und entspannter Musik durch den Nachmittag. Gespräch mit Historiker Bernhard Jussen

Abschied vom Mittelalter

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"Abschied vom Epochendenken" - Bernhard Jussen im Gespräch

hr2-Kulturgespräch
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Antike – Mittelalter – Neuzeit. Seit Generationen lernen Schüler in dieser Einteilung geschichtliches Denken. Dass diese Art der Filetierung von Geschichte nicht funktioniert, ja sogar grundlegend falsch ist, proklamiert der Frankfurter Historiker Bernhard Jussen. Er vollzieht einen konsequenten Abschied vom Epochendenken. Ja, er trägt das Mittelalter zu Grabe. An die Stelle dieser längst anachronistischen Prägung für 1000 Jahre Geschichte, setzt er ein neues Nachdenken über eine dynamische Phase des lateinischen Europas. Diese hat weit mehr mit der Entstehung der gegenwärtigen Zivilgesellschaften zu tun, als es sich die Erfinder des Epochenmodells vorgestellt haben. Seit dem 18. Jahrhundert lud die Idee einer "antiken" römischen Hochkultur und ihrer intellektuellen "Wiedergeburt" 1000 Jahre nach ihrem "Untergang" die historische Fantasie zur Identifikation ein und stempelte die Zeit dazwischen zu einem "Mittelalter" ab - ein seltsames Konzept, das trotzdem bis heute wirkmächtig ist. Wie wenig diese Art, Vergangenheit zu deuten, heute noch erklären kann und wie sehr sie aktuellen Erklärungsbedarf geradezu blockiert, macht Bernhard Jussen in seinem reich bebilderten Buch deutlich. In sieben Großkapiteln gelingt ihm ein faktenreicher, frischer, gut erzählter Einstieg in eine Revision der Geschichte des lateinischen Europas.

Hier finden Sie die detaillierte Titelliste 14 Tage lang nach der Sendung.

Sendung: hr2-kultur, "Am Nachmittag", 02.08.2023, 15:00 - 18:00 Uhr.