Michael Gielen galt als einer der großen Dirigenten der Gegenwart. Er war ein Charakterkopf, einer, der es hasste, Dinge glatt zu bügeln, der gern diskutierte und auch zum Widerspruch herausforderte.

Mitglieder des Sinfonie-Orchesters des Hessischen Rundfunks
Leitung: Michael Gielen

Mozart: Bläserserenade B-Dur KV 361 "Gran Partita"

(Aufnahme vom 31. März und 1. April 1969 aus dem hr-Sendesaal)

Sein Debüt gab er 1954 in Vertretung von Clemens Krauss. Sein Weg führte ihn nach Stockholm, nach Brüssel und Amsterdam. Mit der Uraufführung der Oper "Die Soldaten" von Bernd Alois Zimmermann in Köln schrieb er Operngeschichte. 1977 wurde er Direktor der Oper Frankfurt und begründete dort mit dem Dramaturgen Klaus Zehelein die Ära Gielen, wie sie im Nachhinein genannt wurde.

"Im Hessischen Rundfunk", sagte Gielen einmal, "habe ich zum ersten Mal die ‚Eroica‘ dirigiert und bin vielleicht übers Ziel hinaus geschossen und der erste Satz war schneller, als er vorgeschrieben ist, aber erstens haben sie mitgemacht und zweitens kam ein Bratscher zu mir und sagte, wissen Sie, seit Sie hier die Eroica dirigiert haben, finden wir alle anderen Dirigenten zu langsam … Und das war doch schön."
Das war im Oktober 1970. Anderthalb Jahre zuvor, Ende März / Anfang April 1969 dirigierte Michael Gielen im Hessischen Rundfunk die "Gran Partita" von Wolfgang Amadeus Mozart.

Sendung: hr2-kultur, "Archivschätze", 01.10.2022, 14:04 Uhr.