Alexander Skrjabin dachte schon in seiner ersten Sinfonie groß. Sein Mentor und Verleger Belaieff hatte eigentlich geplant, ihn allmählich von Klavierkompositionen zu größeren Gattungen und Besetzungen zu führen. Skrjabin durchkreuzte diese Pläne.

Ewa Podles Sinjawskaja, Mezzosopran
Fausto Tenzi, Tenor
Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt
Leitung: Eliahu Inbal

Skrjabin: 1. Sinfonie für zwei Singstimmen, Chor und Orchester E-Dur op. 26

(Aufnahme vom 9. September 1983 aus dem Großen Saal der Alten Oper Frankfurt)

Der erst 19-Jährige wollte gleich in seinem ersten großen Orchesterwerk den Rahmen der Gattung Sinfonie sprengen: Wie Beethoven in seiner Neunten, hat Skrjabin im letzten Satz Solostimmen und einen Chor hinzugefügt mit einem Text, den er selbst geschaffen hat, eine Hymne an die Kunst: "Du reine Kunst der Harmonien, du bist des Lebens lichter Traum, in dir findet der Mensch die lebendige Freude des Trostes".

Bei der Uraufführung am 11. November 1900 in St. Petersburg musste der Schlusssatz entfallen, weil Belaieff die zusätzlichen Kosten für den Chor nicht tragen wollte. Das Werk fiel durch. Das Publikum buhte und pfiff, man hörte sogar ein Miauen aus dem Auditorium.

Erst ein halbes Jahr später erklang Skrjabins erste Sinfonie vollständig bei einer Aufführung in Moskau. Es gab nur wenig Applaus, die Presse verriss das Werk. Die Leitung bei der Moskauer Aufführung hatte Skrjabins ehemaliger Klavierlehrer Safonov. Der wiederum hatte den Orchestermusikern die Partitur als "neue Bibel" präsentiert. So weit können die Meinungen auseinander liegen...

Sendung: hr2-kultur, "Archivschätze", 12.11.2022, 14:04 Uhr.