Im April 1933 wird die Schriftstellerin Else Lasker-Schüler in Berlin auf offener Straße niedergeschlagen. Sie ist Jüdin, eine stadtbekannte Exzentrikerin und gehört zur literarischen Avantgarde – gleich drei Gründe, warum sie bei den Nationalsozialisten unerwünscht ist. Mittellos flieht sie ins Schweizer Exil, wo sie Arbeitsverbot erhält. Mehrfach reist sie nach Palästina, ihr "Hebräerland".

Zeichnung einer Schlangenbeschwörerin von Else Lasker-Schüler

1939 verweigert ihr die Schweiz die Wiedereinreise. Sie emigriert nun ganz nach Palästina, wo sie, wie in der Schweiz auch, nur durch die finanzielle Unterstützung von Freunden und Mäzenen existieren konnte. "Das Morgenland" nach dem sie sich immer gesehnt hatte, wurde schließlich zum Ort ihrer Heimatlosigkeit.

In einer Radioproduktion aus dem Jahr 1966 beschäftigt sich der Autor Horst Bienek mit Else Lasker-Schülers Jahre im Exil. Es sprechen Fränze Roloff, Karlheinz Schilling , Walter Andreas Schwarz und Robert Seibert.

Horst Bienek, 1930 in Gleiwitz (heute Gliwiee) geboren, wurde unmittelbar nach dem Krieg zum Demontagearbeiter zwangsverpflichtet. Ein Jahr später zog er nach Köthen/Anhalt. Nach dem Abitur volontierte er bei der Tagespost in Potsdam, 1951 wurde er in die Meisterklasse Bertolt Brechts am Berliner Ensemble aufgenommen. Noch im selben Jahr wurde er verhaftet und nach langer U-Haft zu 25 Jahren Zwangsarbeit in der Sowjetunion verurteilt. 1955 wurde Bienek amnestiert, ging in die Bundesrepublik, arbeitete zunächst beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt, danach als Lektor und schließlich als freier Schriftsteller in München, wo er 1990 starb.

Sendung: hr2-kultur, "Archivschätze", 09.03.2024, 14:04 Uhr.