Als Pfarrer Josef Suchar nach Neratov kam, lag der letzte Pilgergottesdienst im Ort viele Jahrzehnte zurück. Die barocke Wallfahrtskirche im früheren Sudetengebiet wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört. Aber Pfarrer Suchar hatte seinen Werkzeugkoffer dabei – und setzte eine Entwicklung in Gang, über die Tschechien heute als "Wunder von Neratov" staunt.

Nach vielen Jahren des Zerfalls wuchsen längst Birken aus der Ruine heraus. Inzwischen ist die Kirche mit einem spektakulären Glasdach repariert, es kommen wieder 50.000 Pilgerinnen und Pilger pro Jahr. Und: In Neratov leben wieder junge Familien. Ein gemeinnütziger Verein ist mit Behindertenwerkstätten, einer Gärtnerei, einer Brauerei, einer Kneipe, mehreren Pilgerhäusern und sogar einer eigenen Schule zum größten Arbeitgeber in der Region geworden.

Und nicht zuletzt: Auch die früheren deutschen Bewohner kamen zurück. Nicht für immer, aber als Gäste. Sie schlossen Freundschaften, packten mit an – und machten Frieden mit der Vergangenheit und der Vertreibung. 

Ein Lehrstück darüber, was Einzelne bewirken können, wie Engagement ansteckend wirkt – und wie die Kirche auch heute noch Wunder vollbringen kann. 

Ein Beitrag von Kilian Kirchgeßner.

Die Sendung "Camino" finden Sie hier auch als Podcast.

Sendung: hr2-kultur, "Camino", 03.03.2024, 11:30 Uhr.