Ein Passagierflugzeug zieht seine Flugbahnen über Nepal, Afgahnistan, Indien, Iran. Der Schriftsteller sitzt am ovalen Fenster. Blicke von oben. Er macht Notizen, beschreibt atemberaubende Landschaften - Gebirge, Wüsten, Flusstäler. Mit jeder Landung trifft sein Blick auf Details: Er taucht er ein in Straßenszenen, begegnet Menschen, ihren Religionen und erzählt deren Kulturgeschichte.

Dazwischen mischen sich die Geräusche von Bord und die philosophischen Gedankenspiele des Autors, bis die Maschine Kurs auf Rom nimmt. Sie hören ein Hörbild des Darmstädter Schriftstellers Egon Vietta aus dem Jahr 1957.
Egon Vietta, mit eigentlichem Namen Karl Egon Fritz, wurde am 11. November 1903 in Bühl geboren. Er war Schüler am Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt, studierte danach Jura und wurde Regierungsrat im badischen Staatsdienst. Zugleich arbeitete er als Schriftsteller. Sein erster Roman "Die Engel im Diesseits" wurde 1929 veröffentlicht und 1933 verboten.

1937 trat Egon Vietta der NSDAP bei. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als freier Schriftsteller und Kritiker und war von 1952 bis 1955 Dramaturg am Darmstädter Theater beschäftigt. Egon Vietta veröffentlichte zahlreiche Artikel und Essays zu Philosophie und Literatur, Theater und bildender Kunst, Tanz und Musik, schrieb mehrere Dramen und Romane und führte einen ausgedehnten Briefwechsel mit vielen Persönlichkeiten des kulturellen Lebens, auch mit Gottfried Benn und dem Schriftsteller Hermann Broch. Egon Vietta starb am 29.11.1959 im Alter von 56 Jahren in Darmstadt. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Alten Friedhof in Darmstadt. 

Sendung: hr2-kultur, "Archivschätze", 01.04.2024, 18:04 Uhr.