Der erste Kuss der Oper kommt am Ende und er ist tödlich. Die Geschichte der Meerjungfrau, die aus Liebe ihr Wasserreich verlässt, geht auch bei Dvořák tragisch aus - Märchenwelt und Realität können nicht zusammenfinden.

Rusalka - Corinne Winters
Prinz - Anton Rositskiy
Fremde Fürstin - Jana Kurucová
Wassermann - Evgeny Stavinsky
Ježibaba - Nino Surguladze
Förster - Jiří Rajniš
Jäger - Alexander Marev
Küchenjunge - Hongni Wu
Waldgeister - Lucie Kaňková, Kateřina Hebelková, Sofia Janelidze

Chor und Orchester der Opéra Royal de Wallonie
Leitung: Giampaolo Bisanti

(Aufnahme vom 27. Januar 2024 aus der Opéra Royal de Wallonie)

Antonín Dvořák komponierte seine vorletzte und bekannteste Oper "Rusalka" - genau genommen das einzige Stück, das man heute noch kennt von seinen vielen Bühnenwerken - auf ein Libretto von Jaroslav Kvapil, der dafür verschiedene Quellen und Legenden von der Wassernixe miteinander verwob. Die tragische Handlung wird dabei durch leichtgewichtige Waldgeister und zwei komische Figuren aufgelockert, für die Dvořák ebenso bezaubernde und zum Teil volkstümlich inspirierte Musik gefunden hat wie für das silbrig-geheimnisumwitterte Halbdunkel des Märchenreichs.

Darunter das berühmte "Lied an den Mond", mit dem die Protagonistin ihre Sehnsucht nach dem Geliebten in der Menschenwelt zum Ausdruck bringt. Und dass sie den Eintritt in diese Welt - kurz nach dem vielleicht schönsten Stück gesungener Musik, das der Komponist überhaupt geschrieben hat - mit dem Verlust ihrer Stimme bezahlt und dementsprechend fast den kompletten zweiten Akt stumm bleibt, zeigt schon, dass dieser Liebe kein glückliches Ende beschieden sein wird.

Die Uraufführung der "Rusalka" am Prager Nationaltheater 1901 war ein triumphaler Erfolg, und das Werk ist bis heute neben Smetanas "Verkaufter Braut" das bekannteste und meistgespielte tschechische Bühnenwerk. In Liège stand das Stück nun erstmals in der über 200-jährigen Geschichte der Königlichen Oper der Wallonie auf dem Programm, in einer märchenhaft verzaubernden und wunderbar kostümierten Inszenierung der griechischen Regisseurin Rodula Gaitanou.

Es dirigierte der Musikdirektor des Hauses, Giampaolo Bisanti, die Titelpartie war besetzt mit der amerikanischen Sopranistin Corinne Winters, die mit der Rolle Anfang April auch an der Wiener Staatsoper zu hören war, und die auch in Hessen schon öfters zu erleben war: an der Frankfurter Oper sang sie in den letzten Jahren die Titelpartien in Tschaikowskys "Iolanta" und Puccinis "Madama Butterfly".

Sendung: hr2-kultur, "Opernbühne", 13.04.2024, 20:04 Uhr.