Sommerbücher

Das Haus ist klein wie ein Hühnerstall – und damit wie geschaffen für die Zweisamkeit von Enkel und Großmutter, die hier polnisch Baba heißt. Die Roten Rüben lagern im Schuhregal, der Knoblauch hängt in der Dusche, und im Topf kochen die Kartoffeln.
"Der Garten meiner Baba" von Jordan Scott ist ein Buch voller Poesie, Traurigkeit und Trost. Im Text genauso wie in den stimmungsvollen Bildern von Sydney Smith. Weil die Großmutter Polnisch spricht, der in Kanada geborene Enkel aber nur Englisch, drücken sie ihre Liebe wortlos aus: mit Bildern und Berührungen. Vor allem aber lassen sich hier zwei Menschen ganz aufeinander ein, mit aller Zeit, die man braucht, um eine sehr große Schüssel Haferbrei aufzuessen, ein Marmeladenglas voller Regenwürmer zu sammeln oder zu warten, bis aus einem kleinen Tomatensamen irgendwann eine Pflanze wird. Empfehlenswert – nicht nur für Großmütter!

Zeit füreinander zu haben,...

...das ist das zentrale Motiv in Michael Endes weltberühmter Geschichte von "Momo". Der Roman erschien 1973. 50 Jahre später bringt der Thienemann-Verlag Momo nun erstmals auch als Bilderbuch für Kinder ab 6 Jahren heraus. Das mag überraschen oder auch nicht, schließlich hat Momo fast wie der Kleine Prinz längst den Status eines philosophischen Lebensbegleiters erreicht. Zur Erleichterung aller Fans sei also gleich gesagt: Es funktioniert. Der Zauber der Geschichte bleibt erhalten. Und zwar, weil das Bilderbuch die spannende Handlung rund um die Zeit-Diebe ausspart und sich konsequent nur auf den Anfang der Geschichte und Momos wunderbare Gabe des Zuhörens beschränkt:
Momo kann so gut zuhören, dass Streitende Frieden schließen und Kanarienvögel wieder singen. Und das reicht eigentlich schon für ein gutes Bilderbuch. Die Originaltexte wurden sorgfältig ausgewählt, und die Illustratorin Simona Ceccarelli hat eine komplexe Bildwelt geschaffen, in der auch die Grauen Herren noch einen Platz finden. Wer Momo als Film liebte, erkennt hier einiges wieder. Zugleich bleibt viel Raum für Fantasie – und fürs gemeinsam Weiterdenken und Weitererzählen. Vorlesende, die die ganze Geschichte kennen, sind dabei klar im Vorteil!


Sachbücher für Kinder haben,...

...sie gut gemacht sind, den Vorteil, dass auch Erwachsene etwas darin lernen. Das ist bei Aina Bestards Buch über die Wunder unseres Sonnensystems garantiert der Fall. "Alles dreht sich" heißt es – und ist geeignet, einen schwindelig zu machen. Die katalanische Illustratorin führt auf rund 60 Seiten durch unsere Galaxie. Die begleitenden Texte sind dabei nur die Rampe auf dem Weg in die Weiten des Alls.
Sterne, Planeten, Kometen – fast alles, was sich mit modernen Teleskopen erforschen lässt, wird in diesem hochwertig gestalteten Buch für interessierte Kinder ab 10 Jahren beschrieben und detailreich farbig gezeichnet – teilweise auf ausklappbaren Panoramaseiten. Und plötzlich werden die Vulkane auf der heißen Venus und die Staubstürme auf dem kalten Mars begreifbar und sichtbar. Seit Tausenden von Jahren versucht die Menschheit den Himmel zu erklären. Die Künstlerin Aina Bestard macht genau das – mit Farbe und Papier.