Ascanio in Alba an der Frankfurter Oper

Als Frankfurter Erstaufführung ist Mozarts "Ascanio in Alba" noch bis Anfang Januar zu sehen, im Bockenheimer Depot - zwar für die Opernbühne geschrieben, aber im Grunde eine festliche Huldigungsmusik. Und zwar für den Sohn von Auftraggeberin Kaiserin Maria Theresia, Erzherzog Ferdinand von Österreich. Der war 1771 nur knapp älter als der Teen Mozart und musste Maria Beatrice d’Este in Mailand heiraten. Also schrieb Mozart ein Hochzeitgeschenk, in dem am Ende alle glücklich sind. Nina Brazier, seit fünf Jahren Spielleiterin in Frankfurt, bringt den vergleichsweise unkomplizierten Stoff in einer quietschgelben Halbkugel von Bühnenbildner Christoph Fischer unter, die liebliche Landschaft Oberitaliens wird durch eine Art Parteizentrale ersetzt, der Aspekt der Machtausübung wird stimmig in die heutige Zeit übertragen. Mozarts Musik hinkt der Akualität der Inszenierung ein bisschen hinterher, Dur-lastig, das Dramatische, das Abgründige fehlt bei dem Sujet. Egal: Musikalisch hat das gefallen, ein Abend der hohen Stimmen und der Frauenpower, nur den Alceste singt ein Tenor. Fünf Rollendebüts, viele Koloraturen - ein sehr virtuoser Abend, das Publikum hat alles sehr genossen, wie man am Applaus merken konnte.

Sendung: hr2-kultur, 2012.2023, 7:30 Uhr