Anselm Kiefer (l) und Wim Wenders bei der Deutschland-Premiere des Films „Anselm - Das Rauschen der Zeit“

Er ist einer der, wenn nicht DER wichtigste Künstler der Gegenwart. Jetzt wird er von einem der wichtigsten zeitgenössischen Filmemacher filmisch begleitet. Ist das ein Kinoerlebnis? Wenders beginnt den Film nicht mit ersten Gemälden und Zeichnungen, sondern mit Kiefers Höhepunkt, mit riesigen Skulpturen. Er fährt nach Südfrankreich, wo Kiefer Anfang der 1990er Jahre ein 40 Hektar großes Areal bezogen hat, zeigt die Galeriehäuser, Ateliers,Tunnels und Türme, weiße Kleider, Köpfe aus Steinen oder Glassplittern - irgendwie schwerelos. Plötzlich sind wir in seinem Atelier in einem Vorort von Paris, einer gigantischen Halle voller Kunstwerke. An einer riesigen Leinwand arbeitet Kiefer per Hebebühne mit Farbeimern: Kunst ist harte Arbeit und in der Herstellung nicht immer angenehm...Wenders will mehr assoziativ als linear mit Kiefers Werk umgehen, subjektiv und mit der eindeutigen Wenders-Handschrift - er macht einen Film, aber in erster Linie macht er Kunst. Hat etwa Kiefer mehr Distanz zu seinem Werk als Wenders zu Kiefer?

Sendung: hr2-kultur, 12.10.2023, 7:35 Uhr