Carmen am Staatstheater Kassel

George Bizets dramatischer Klassiker über die Eifersucht ist ein Dauerbrenner auf den Opernbühnen. In Kassel setzt man im Rahmen des "Antipolis"-Projekts Teile des Publikums auf die Bühne und auf Gerüste neben und über die Akteure, sie schauen den Musikern auf die Noten und den Sängern in die Augen. So schön, so kompliziert: Einerseits die sehr nahe und großartige Interpretationen der Musik, andererseits verwirrt doch arg, dass auf den Video-Wänden die Lippen nicht mit dem Klang synchron sind. So erfrischend neu und gewagt das Bühnen"bild" von Sebastian Hannak ist, so politisch überstrapaziert ist die Interpretation von Regisseur Florian Lutz: Das Schicksal von Carmen findet nicht statt, dafür gibt es jede Menge Ironie und Kapitalismuskritik, Chormädchen klagen als "Letzte Generation" an, Carmen rettet am Ende die Welt. Unserer Kritikerin war das alles zu viel, von den musikalischen Höchstleistungen hat sie nicht viel mitbekommen. Am Ende saß sie da und dachte: "Ok...was mache ich jetzt damit?"

Sendung: hr2-kultur, 16.10.2023, 7:35 Uhr