Tannhäuser an der Oper Frankfurt

Mit Spannung erwartet worden ist die Neuinszenierung des südafrikanischen Regisseurs Matthew Wild von Wagners "Sängerkrieg auf Wartburg": Ihm gelingt das Kunststück, eine ganz andere Geschichte zu erzählen, ganz viel dazuzuerfinden - und trotzdem plausibel zu bleiben, so dass man auch dem ursprünglichen Stoff noch folgen kann. Er holt den Tannhäuser aus der Heternormativität heraus, versetzt Heinricht von Ofterdingen, den mittelalterlichen Autor des Tannhäuser-Stoffs, ins 20. Jahrhundert.

Der Konflikt: Darf ich in Sünde leben oder muss ich mich den herrschenden Normen der Gellschaft anpassen? Das ist hier die Frage: Darf ich ein Leben außerhalb der heterosexuellen "Normalität" führen?

Auf das Dirigat von Thomas Guggeis, den neuen Generalmusikdirektor, ist man nach Opern von Mozart, Verdi und Ligeti sehr gespannt gewesen. Er bringt diesen Wagner großartig, fein und differenziert, geradezu kammermusikalisch teilweise, dann groß und grandios, ein wunderbares Orchester, sehr präzise auch Chor und Extrachor in sehr sängerfreundlichen Bühnenbildern.

Christina Nielsson gibt eine darstellerisch wie stimmlich berührende Elisabeth, Dshamilja Kaiser eine warmstimmige, verführende Todesvenus, Marco Jentsch einen zunächst etwas verklemmten , im dritten Akt darstellerisch sehr verzweiflelten Tannhäuser, also Heinrich. Stimmlich fiel er im Volumen und in der Wärme etwas zurück hinter Domen Križaj als unglaublich sensibler Wolfram von Eschenbach und Andreas Bauer Kanabas als Landgraf Hermann mit großem profunden Klang und der besten Diktion.

Kurz und sehr gut: Insgesamt eine Vorstellung, die musikalisch wie inszenatorisch wirklich berührt und beglückt hat.

Sendung: hr2-kultur, 29.4.2024, 7:30 Uhr