Filmregisseur G.W. Papst an der Kamera

Daniel Kehlmann hat sein neues Buch "Lichtspiel" (Rowohlt Verlag) vorgestellt. Er portraitiert einen der heute weniger bekannten Männer des frühen Films, Regisseur Georg Wilhelm Papst. 1885 in Böhmen geboren, 1967 in Wien gestorben, hat er Stummfilme und Tonfilme gemacht, "Die freudlose Gasse", "Die Büchse der Pandora", hat Brechts/Weills "Dreigroschenoper" verfilmt, etwa 40 Werke, auch in Hollywood. Kehlmanns Roman folgt der Technik, sich Gespräche auszudenken (siehe "Die Vermessung der Welt"): Im Buch redet Papst mit Goebbels, obwohl sie sich nie getroffen haben. Eine Geschichte, wie ein unbestrittenes Talent sich nur kurz frei entfalten kann - und von der Tragik, die Kehlmann in oft humoristische Farben taucht. Papst hat große Filme mit Greta Garbo und Werner Krauß gedreht, ist erst in die Mühlen der US-Geldmaschine, dann der NS-Propaganda geraten, wandelte sich vom wilden sozialkritischen Regisseur der 1920er Jahre zum bloßen Diener der seichten Unterhaltungswirtschaft der jungen deutschen Republik nach 1945. Kein Grund für Kehlmann, über ihm den Stab zu brechen, er moralisiert das alles nicht.

Sendung: hr2-kultur, 201.0.2023, 7:35 Uhr