"Horizont" aus der Austellung "Made by us - radioaktive Strahlung in Deutschland und Japan"

Die Ausstellung im Atelier Frankfurt "Made by us" zeigt die Auswirkung radioaktiver Strahlung in Deutschland und Japan. Was sich nach einem wissenschaftlichen Vortrag anhört, ist der künstlerische Umgang mit Phänomenen. Konkret ist hier das deutsch-japanische Künstlerduo Saori Kaneko und Richard Welz aus Wittenberg und Tokio am Werk - sie zeigen aber nicht das Grauen, sondern Blüten und Blumen, Gräser und Landschaften, die dort entstanden sind, wo Atomkraftwerke explodierten und entwichene oder abgelagerte radioaktive Stoffe Mutationen hervorgebracht haben. Auf diese Weise laufen verstörende Fragen mit, wie die nach den trotz allem ästhetischen Qualitäten dieses Erbes. Oder die Feststellung, wie trügerisch eine äußerlich paradiesische, menschenleere Landschaft sein kann - ein unheimlichen Effekt. Eine interessante, vielseitige Ausstellung.

Pressetext:
Radioaktivität – natürlichen Ursprungs oder menschgemacht – ist allgegenwärtig und entzieht sich doch einer sinnlichen Wahrnehmung und damit unserem Bewusstsein. Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima Daiichi im Jahr 2011 begeben sich Saori Kaneko und Richard Welz als Künstlerduo in ihrem Gemeinschaftsprojekt MADE BY US sowohl in Japan als auch in Deutschland auf die Spurensuche nach Radioaktivität in unserer Umwelt. In ihren künstlerischen Arbeiten manifestiert sich die unsichtbare Strahlung auf vielfältige Weise. An der Schnittstelle zwischen künstlerischer Feldforschung und Dokumentation entstehen Installationen, die die medialen Möglichkeiten von Fotografie und Drucktechniken neu ausloten. Damit nimmt MADE BY US den gezeigten Landschaften ihre trügerische Neutralität und sucht die bewusste Auseinandersetzung mit den Folgen nuklearer Technologien.

Made by us
Radioaktive Strahlung in Deutschland und Japan
Saori Kaneko und Richard Welz 
Basement im Atelier Frankfurt, Schwedlerstraße
bis 12. Oktober 2023
Di-Fr 11 bis 18h
(nur nach Voranmeldung: kontakt@atelierfrankfurt.de, 069/74 30 37 71

Unser Bild zeigt "Horizont" (200 cm x 400 cm / Baumwollleinwand, Cyanotypie / fotografisches Edeldruckverfahren / 2015). Sie schreiben dazu:
Das abgebildete Blau in "Horizont" ist das „Berliner Blau“. Es gilt als das erste moderne Pigment, das nicht in der Natur vorkommt. Die chemische Lösung kann auch als Gegenmittel bei Vergiftungen mit radioaktivem Cäsium oder Thallium eingesetzt werden. Bildgegenstand sind Pflanzen einer Feuchtwiese in der Nähe von Oberhof im Thüringer Wald. Diese Region weist eine erhöhte natürliche Radioaktivität auf. Messungen durch einen Geigerzähler haben geringere Messwerte auf dieser Wiese als im direkten Umfeld ergeben. Vermutlich wird durch das Wasser auf der Wiese die Freisetzung der Radioaktivität (z.B. Radon) gehemmt.

Sendung: 29.8.23, 7:40 Uhr