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Broadway goes Gießen! Wirklich? Im Gershwin-Musical soll ein John P. Wintergreen US-Präsident werden, aber Prognosen sprechen gegen ihn. Also muss ein Thema her, "das jeden interessiert, das aber nach Möglichkeit nicht die geringste Rolle spielt" – die Liebe! Der Ursprungswitz von 1931 ist noch da – allerdings angereichert mit aktuellen Bezügen, Strafzöllen, Pro-Life-Demonstrationen - braucht es das? Denn das Stück ist ja an sich grotesk, durch die Inszenierung von Philip Grigorian wird es noch grotesker gemacht. Menschen aus dem Opern-Ensemble des Stadttheaters stehen auf der Bühne, einige aus dem Schauspiel-Ensemble und der Opernchor. Gesanglich funktioniert das – da geht alles in Richtung Operette, bei den Sprechtexten wird es schwierig (und die machen den Hauptteil aus). Auf der Bühne steht ein Tipi, da läuft ein Ureinwohner mit einer MAGA-Kappe herum, deutlich, allzu deutlich....die Drehbühne mit Kunstrasen dreht sich, alles scheint unserem Mann im Parkett etwas durcheinander – mehr Broadway-Glanz hätte dieser deutschen Erstaufführung (!) von "Wintergreen for President!“ ("Of Thee I Sing") gut getan. Merke: Musical ist nicht einfach – und Komödie obendrauf macht alles noch schwieriger.

Sendung: hr2-kultur, 4.6.2025, 7:30 Uhr