Tänzerinnen und Tänzer der Dresden Frankfurt Dance Company

Seit dieser Spielzeit hat die Dresden Frankfurt Dance Company einen neuen Künstlerischen Leiter, den Choreografen Ioannis Mandafounis. Nach zwei eigenen Stücken hat er nun erstmals zwei Gastchoreografen eingeladen, mit seinem Ensemble zu arbeiten: Der Doppelabend "Welcome" feiert Uraufführung im Bockenheimer Depot in Frankfurt.

Dahinter verbergen sich zwei Stücke, "Wesenwelt" und "Warpscapes" und zwei verschiedene künstlerische Handschriften, sie sich (auch inhaltlich) überraschend gut ergänzen.

Am Anfang von "Wesenwelt" der norwegischen Choreografin Kristin Ryg Helgebostad liegen die Tänzer im Vordergrund der Bühne, zu einem Knäuel aus Körpern zusammengefügt, das dann beginnt, sich als ein Körper aus vielen Gliedern über die Bühne zu bewegen. Besonders ist, dass diese Tänzer Glocken in Händen haben, jede Bewegung bringt also Klang hervor, und alle gemeinsam bilden Klangkörper, was sehr faszinierend ist, der auch summt und auch singt. Wenn die Tänzer also gleichzeitig Musiker sind, wird Choreografie selbst zur Komposition.

Im zweiten Teil des Abends werden diese Facetten des Menschseins weiter ausdifferenziert: Der zweite Teil heißt "Warpscapes", von dem rumänischen Choreograf Sergui Matis. To warp heißt krümmen oder verziehen, hier eher gelesen ein Übergangsstadium oder ein Übergangsmoment. Der Choreograf hat sich mit Landschaftsbildern auseinandergesetzt, mit unserem Verhältnis zur Natur, etwas als Landschaft wahrzunehmen - und impliziert eine Trennung zwischen betrachtendem Subjekt und wahrgenommenen Welt. "Warpscapes" setzt sich mit gewachsener und gebauter Welt auseinander, die Bühne verwandelt sich permanent, wird selbst zu Landschaft im Übergang.

Dieser sehr konsistente, inspirierende und kraftvolle Doppelabend lässt uns zwei unterschiedliche künstlerische Handschriften kennenlernen. Der einerseits vieles aufgreift, das uns gerade umtreibt - was hält uns als Menschen zusammen, und in welche Beziehung setzen wir uns zu dieser gebauten und gewachsenen Welt? - und eröffnet andererseits immer Assoziationsräume, die weit über konkrete Fragestellungen hinausgehen.

Sendung: hr2-kultur, 26.4.2024, 7:30 Uhr