Orientalisches Flair gab es trotz des Titels nicht, aber vier Komponisten, von denen sich in einem abwechslungs- und facettenreichen Programm immerhin drei von der arabischen Welt inspirieren ließen. Und außer Konkurrenz konnte Johannes Moser einmal mehr beweisen, was für ein grandioser Solist er ist.

Johannes Moser, Violoncello
Leitung: Brad Lubman

Nicolaus A. Huber (*1939): …der arabischen 4 (2017)
Bernd Richard Deutsch (*1977): Cellokonzert (2016-19)
Stefan Pohlit (*1976): Vapur (2019), Uraufführung
Samir Odeh-Tamimi (*1970): Rituale (2008)

(Aufnahme vom 8. März aus dem hr-Sendesaal)

Zwei Komponistengenerationen trafen im März im hr-Sendesaal mit aktuellen Arbeiten aufeinander. Altmeister Nicolaus A. Huber legte seinem titelgebenden Stück "…der arabischen 4" musikalisch-symbolistische Überlegungen zur Zahl Vier zugrunde. Gedanken und Erkenntnisse vor allem aus der arabischen Welt, die als harmonische Grundlage des mit Forte-Akzenten durchsetzten, flächig-geräuschhaften Werks dienen, das zudem mit sieben zugespielten Lachern der pakistanisch-österreichischen Menschenrechtsaktivistin Sabatina James noch eine gewisse gegenwartsbezogene politische Note bekam.

Der in Heidelberg geborene Stefan Pohlit lebte und arbeitete einige Jahre in Istanbul und spielt mit seinem "Vapur" auf die gleichnamigen historischen Dampfschiffe der Istanbuler Fährbetriebe an, die auf ihrer Fahrt einiges zu sehen und zu hören bekommen. Der israelisch-palästinische Komponist Samir Odeh-Tamini dagegen verbohrt sich in "Rituale" - ausgehend vom mystischen Sufismus - in immer neuen Anläufen tranceartig in die Klänge, samt fulminanter Finalsteigerung.

Das "Cellokonzert" des Österreichers Bernd Richard Deutsch schließlich kommt ganz ohne arabische Bezüge in fast schon traditioneller symphonischer Viersätzigkeit daher und versteht sich über weite Strecken auch als ein hochvirtuoses, effektvolles Solisten-Stück, in dem es gelegentlich auch mal grooven darf. Es entstand in enger Zusammenarbeit mit Johannes Moser, der hier die ganze Bandbreite seines Könnens zeigen kann und dafür zu Recht enthusiastisch gefeiert wurde.

Am Mikrofon: Markus Hürtgen

Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 16.05.2024, 20:04 Uhr.