Mit Beiträgen, Gesprächen und viel Musik erinnern SWR2 und hr2-kultur an einen der zentralen Komponisten und musikalischen Denker des 20. Jahrhunderts.

Er war Komponist und Musikethnologe, politischer Flüchtling, angesehener Lehrer, mathematisch versierter Elektronikpionier, Systemkritiker und (unfreiwilliger) Filmmusiker für Stanley Kubrick: György Ligeti. Fragte man ihn nach seiner Identität, fiel die Antwort ebenso komplex aus, wie seine schillernden Orchestercluster klingen: "ein in Siebenbürgen geborener Ungar jüdischer Abstammung mit rumänischer Staatsangehörigkeit, später mit ungarischer, noch später mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Ich gehöre nirgends: ich gehöre zur europäischen Intelligenz und Kultur." Und das gilt bis heute.

Am Mikrofon: Leonie Reineke

Um 23.03 Uhr:

"Die Avantgarde war ein Irrtum" – György Ligeti aus sieben Perspektiven
Von Werner Klüppelholz

Das Leben wie ein Thriller und ein Werk ohnegleichen. Auf einer Hitliste des 20. Jahrhunderts lag sein Orchesterstück "Atmosphères" weit oben, knapp hinter Elvis. Ligeti war einer der erfolgreichsten Komponisten der Avantgarde, von der er sich indes immer weiter entfernte - allergisch gegen Dogmen und Gruppenzwang nach seinen bösen Erfahrungen im ungarischen Nazi- und Stalinismus-Terror. Und er war äußerst kritisch, sich selbst und anderen gegenüber. Viele Berühmtheiten wurden von den Pfeilen seines Spotts getroffen. Von all dem zeugen nicht zuletzt Ligetis eigenen Schriften.

(Kooperation mit SWR2)

Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 28.05.2023, 20:04 Uhr.