In Prag geboren, in Theresienstadt inhaftiert und den Holocaust überlebt. Und immer komponiert. Dennoch blieben Hans Winterbergs Werke von großer ästhetischer Raffinesse weitestgehend unerhört.

Am Mikrofon: Ursula Böhmer

Hans Winterberg (1901-1991):

Sinfonie Nr. 1 "Sinfonia drammatica" (1936)
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Johannes Kalitzke
(Aufnahme: Haus des Rundfunks Berlin Juni/Juli 2021)

Klaviersuite 1945 "Theresienstadt"
Christophe Sirodeau, Klavier
(Live-Aufnahme vom 10. September 2021, Berlin, Grunewaldkirche)

"Rhythmophonie" (1966/67) für Orchester
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Johannes Kalitzke
(Aufnahme: Haus des Rundfunks Berlin Juni/Juli 2021)

"Stationen 1974/1975" für Orchester
Bamberger Symphoniker
Dirigent: Rainer Miedel
(Aufnahme vom 24. September 1974, Kulturraum Bamberg)

Der 1901 in Prag geborene Komponist Hans Winterberg überlebte wie durch ein Wunder den Holocaust. Seit 1947 lebte er in der Bundesrepublik, arbeitete als Lektor beim Bayerischen Rundfunk und schuf ein umfangreiches musikalisches Oeuvre. Doch nur recht selten gelangten seine Kompositionen nach 1945 zu Lebzeiten zur Aufführung. Dabei fing alles sehr viel versprechend an: Winterberg hatte bei Alexander Zemlinsky und Alois Hába in Prag studiert und hatte mit seiner Musik einige Erfolge.

Dann kamen die Nazis und schwere Jahre für Winterberg, dem Sohn eines Oberrabbiners, der auch nach dem Ende der deutschen Barbarei in der Kulturlandschaft nicht mehr richtig Fuß fassen konnte. Erst vor kurzem wurde das Werk des 1991 in Rennertshofen (Oberbayern) gestorbenen Hans Winterberg wiederentdeckt, das mit einem eindrucksvollen und eigenständigem Idiom der (klassischen) Moderne spricht.

Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 08.12.2022, 20:04 Uhr.