Es ist musikalischer Impressionismus in Reinform: "La Mer", Orchesterskizzen wie aus dem Aquarellkasten. Klingende Naturbilder sind das allerdings eher nicht, es geht vielmehr um Entmaterialisierung, um die Auflösung jeder festen Form. Da verflüssigt sich alles, wird zu Wasser, Welle, Wind.

Julia Fischer, Violine
Leitung: Alain Altinoglu

Jean Sibelius: Die Okeaniden
Jean Sibelius: Violinkonzert d-Moll op. 47
Claude Debussy: La mer

(Übertragung aus dem Großen Saal)

Umso plastischer tönt dann allerdings die Natur im Violinkonzert von Jean Sibelius, zumindest nach dem Verständnis von Julia Fischer. Man könne hier die skandinavische Landschaft spüren, den Wind hören, das Eis - die Geigerin imaginiert das populäre Konzert ganz deutlich als Klangbild aus dem hohen Norden. Ja, sie glaubt, dass Sibelius "ein Naturkomponist" war. Jedenfalls war er einer, der Wasser in Musik verwandeln konnte und dies auch, anders als Claude Debussy, mit größtmöglichem Naturalismus tat. In seiner Tondichtung "Die Okeaniden" geht es um die Töchter des Meeresgottes Okeanos aus der griechischen Mythologie: Sibelius komponierte für sie eine funkelnde Wassermusik, die in einer gigantischen Orchester-Woge von alles fortspülender Kraft kulminiert. Auch sie wird Alain Altinoglu und das hr-Sinfonieorchester musikalisch in Szene setzen.

Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 22.09.2023, 20:04 Uhr.