Wolfgang Koeppen (1906-1996) war berühmt und hochgepriesen für seine Romane, aber er war auch berühmt für seine angekündigten, nicht geschriebenen Romane. Leidtragender von letzterem war sein Verleger Siegfried Unseld, mit dem sich Koeppen einen ebenso brillanten wie komischen Schlagabtausch im Briefwechsel lieferte.

Seinen ersten Roman veröffentlichte Wolfgang Koeppen 1934. Als sein Verlag, Goverts, sich 1959 auflöste, ergriff der Frankfurter Suhrkamp Verlag bzw. dessen Verleger Siegfried Unseld die Chance, den bewunderten und verehrten Autor in sein Haus zu holen. Mit diesen Annäherungsversuchen beginnt der Briefwechsel. Und dieser Briefwechsel zeigt einen mit unendlicher Geduld ausgestatteten Verleger, der sich immer wieder vertrösten lässt, der immer wieder bereit ist, dem Schriftsteller Koeppen diese und jene finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen, ohne daß abzusehen ist, wann Koeppen die versprochenen Manuskripte abliefert. Es vergehen 16 Jahre bis Koeppen ein Manuskript vorlegt, zwar nicht den versprochenen großen Roman, dafür aber die Erzählung „Jugend“, die 1976 in der Bibliothek Suhrkamp erscheint. Wie brillant beide taktieren, wie wunderbar sie schreiben, um ihre Ziele zu erreichen: diese äußerst berührenden, manchmal sehr komischen Briefe sind einzigartig.

Für sein Werk, das heute im Suhrkamp Verlag in einer Werkausgabe vorliegt, wurde Wolfgang Koeppen vielfach ausgezeichnet. U.v.a. mit dem wichtigsten deutschen Literaturpreis, dem Georg-Büchner-Preis, 1962. Auch war Koeppen der erste „Stadtschreiber“ von Bergen-Enkheim 1974/75.

Weitere Informationen

Die Veranstaltung wurde getragen von der Frankfurter Bürgerstiftung. Wir senden einen gekürzten Mitschnitt aus dem Holzhausenschlösschen in Frankfurt, vom 27. September 2021. Die Konzeption der Lesung stannt von Hanne Kulessa, die im vergangenen Sommer, am 24. Juli 2022 verstorben ist. Wir erinnern mit der Sendung an sie.

Ende der weiteren Informationen

Thomas Hupfer, Schauspieler und Regisseur, absolvierte seine Schauspielausbildung am Schauspielhaus Salzburg. Er arbeitet heute mit Theatern in Fest- und Gastengagements zusammen und entwickelt mit freien Gruppen selbst Theater- und Lese-Projekte; er hat in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen gespielt und er ist Rundfunksprecher, zu hören in zahlreichen Hörspielen und Features.

Christian Wirmer studierte Schauspiel an der Folkwang-Hochschule in Bochum. Nach zahlreichen Festengagements und Gastverträgen an renommierten Theatern ist er seit 2004 auch mit eigenen Stücken unterwegs, gerne an ungewöhnlichen Spielorten.

Sendung: hr2-kultur, "Literaturland Hessen", 20.08.2023, 12:00 Uhr