Die türkisch-deutsche Autorin Emine Sevgi Özdamar erhielt am 5. November in Darmstadt den diesjährigen Georg-Büchner-Preis.

"Mit Emine Sevgi Özdamar zeichnet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung eine herausragende Autorin aus, der die deutsche Sprache und Literatur neue Horizonte, Themen und einen hochpoetischen Sound verdankt. Einst aus der Türkei ins geteilte Berlin gekommen, bereichert Özdamar seit über drei Jahrzehnten die deutschsprachige Literaturszene mit ihren Romanen, Erzählungen und Theaterstücken, zuletzt mit dem Opus magnum ‚Ein von Schatten begrenzter Raum‘" - so heißt es in der Begründung der Jury.

Die Schriftstellerin, Schauspielerin und Theaterregisseurin Emine Sevgi Özdamar ist am 10. August 1946 in Malatya in der Türkei geboren. Aufgewachsen in Istanbul und Bursa hatte sie schon früh Kontakt zum Theater, das später eine zentrale Rolle in ihrem Leben einnimmt. 1965 kam sie erstmals nach West-Berlin. Zurück in Istanbul nahm sie von 1967 bis 1970 Schauspielunterricht und erhielt erste professionelle Rollen in Stücken von Bertolt Brecht und Peter Weiss. Nach dem Militärputsch in der Türkei 1971 mit Massenverhaftungen und Zensur ging Özdamar 1975 erneut nach Berlin und wurde Assistentin des Brecht-Schülers Benno Besson und des Regisseurs Matthias Langhoff an der Ost-Berliner Volksbühne. Ihre Arbeit führte sie weiter nach Paris und Avignon, dann von 1979 bis 1984 ans Bochumer Schauspielhaus unter der Intendanz von Claus Peymann. In diese Zeit fällt auch der Beginn ihres Schreibens mit dem 1982 erschienenen Theaterstück "Karagöz in Alemania". Romane, Erzählungen und weitere Theaterstücke folgten.

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Der Georg-Büchner-Preis

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht seit 1951 den Georg-Büchner-Preis an herausragende Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Er wird finanziert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Stadt Darmstadt und ist mit 50 000€ dotiert.

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1991 gelang ihr mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis der literarische Durchbruch. Der ausgezeichnete Text war ein Auszug aus ihrem von der Kritik als bahnbrechendes, literarisches Ereignis gefeierten Romanerstling "Das Leben ist eine Karawanserei - hat zwei Türen - aus einer kam ich rein aus der anderen ging ich raus", der 1992 erschien. 1998 folgte ihr zweiter Roman "Die Brücke vom Goldenen Horn" und schließlich 2003 der Abschluss der Trilogie "Seltsame Sterne starren zur Erde. Wedding – Pankow 1976/77". Drei große autobiografisch grundierte Romane, für die sie vielfach ausgezeichnet wurde, darunter mit dem Walter-Hasenclever-Preis 1993, Adelbert-von-Chamisso-Preis 1999 und 2004 mit dem Heinrich-von-Kleist-Preis. Die Romane spielen in Istanbul und im geteilten Berlin. Sie erzählen über die Kultur und Gesellschaft der siebziger Jahre, über politischen Aufbruch wie über politische Repression und über die Freiheit des Theaters.

Wir senden einen gekürzten Mitschnitt der Veranstaltung am 5. November.

Sendung: hr2-kultur, "Literaturland Hessen", 13.11.2022, 12:04 Uhr;
Wiederholung am 19.11.2022, 18:04 Uhr.