Literaturland Hessen | Hessische Literaturpreise
Lichtenberg-Preis und Literaturpreis Fulda
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Literaturland Hessen | Hessische Literaturpreise
Gleich zwei hessische Literaturpreise präsentieren wir in dieser Sendung: Den Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis für Literatur an Deniz Ohde für ihren Roman "Ich stelle mich schlafend“, und den Literaturpreis Fulda an Ricarda Messner für ihr Debüt "Wo der Name wohnt".
„,Wo der Name wohnt‘ ist der tastende Versuch einer Nachgeborenen, die eigene Familiengeschichte zu verstehen und die Erinnerung zu bewahren. Ausgehend von der Erzählung einer ungewöhnlichen Enkelin-Großmutter-Beziehung umkreist der Roman in Fundstücken und Rekonstruktionen die nationalsozialistischen Verbrechen in Lettland. ,Wo der Name wohnt‘ findet eine zugleich leise aber auch eindringliche Sprache dafür, wie Verluste im Raum der Emotion und Intuition weiterwirken und wie sie Generationen durchdringen.“
So schreibt die Jury über Ricarda Messners Debütroman, der dieses Jahr mit dem Literaturpreis Fulda ausgezeichnet wird. Ricarda Messner erzählt in ihrem Debütroman vom Ort ihrer Erinnerungen, kehrt immer wieder zurück zum Leben in zwei Berliner Wohnungen. Sie befinden sich in Hausnummer 36 und 37, liegen in direkter Nachbarschaft. Als Kind spielte die Enkeltochter Tischtennis auf dem Glastisch im Wohnzimmer der Großeltern. Als Erwachsene löst sie deren Wohnung schließlich auf, bringt Besteck, Töpfe und Musikkassetten nach nebenan zu sich. Und sie will noch etwas bewahren: Levitanus, den Familiennamen. Der Wunsch, den Namen wieder anzunehmen, begleitet sie nicht nur im Alltag, sondern führt sie auch nach Riga. Sie folgt den Worten ihres Urgroßvaters Salomon und findet ein Fenster im ehemaligen Rigaer Ghetto, das eng mit ihrer Familiengeschichte verknüpft ist – und sie zeichnet die Bewegungen von vier Generationen nach, vom sowjetischen Lettland der 1970er Jahre bis nach Deutschland. Ricarda Messner nähert sich Verlusten und Lücken, verbindet Heute und Gestern. "Wo der Name wohnt" lässt so zärtlich wie klar eine Familie aufleben und bewahrt ihre Geschichten.
Über die Autorin: Ricarda Messner, geboren 1989, ist Mitbegründerin und Herausgeberin des Magazins "Flaneur", das sich pro Ausgabe einer Straße in einer anderen Stadt widmet und mehrfach ausgezeichnet wurde. "Wo der Name wohnt" ist der Debütroman der Autorin, für den sie das Alfred-Döblin-Stipendium erhielt. Ricarda Messner lebt und arbeitet in Berlin.
Den vom Landkreis Darmstadt-Dieburg ausgelobten und mit 10.000 Euro dotierten Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis für Literatur erhält die Schriftstellerin Deniz Ohde.
Die Preisträgerin ist gebürtige Frankfurterin, sie studierte Germanistik in Leipzig, wo sie auch heute noch lebt. Geprägt von Kinderbuchklassikern wie Jim Knopf und Pippi Langstrumpf versuchte die 36-jährige sich schon früh an Songtexten. Als Finalistin zweier Literaturnachwuchswettbewerbe empfahl sie sich 2017 als Stipendiatin des Klagenfurter Literaturkurses. 2020 gelang ihr der Durchbruch mit ihrem Debütroman "Streulicht", mit dem sie auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises gelangte und den Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung und den aspekte-Literaturpreis erhielt. 2023 war "Streulicht" Thema des Lesefestes "Frankfurt liest ein Buch". Das Buch handelt von einer jungen Ich-Erzählerin halb-türkischer Herkunft, die an ihren Heimatort in unmittelbarer Nähe des Industrieparks Höchst zurückkehrt und sich in Rückblenden an ihre Familiengeschichte und ihren Weg vom Arbeiterkind zur Akademikerin erinnert. 2024 erschien der Roman "Ich stelle mich schlafend", in dem die Geschichte von Yasemins Leben beleuchtet wird, deren persönliche Erfahrungen von ihrer frühen Jugend in einer ersten Beziehung bis hin zu ihrem Erwachsenenleben, das von einem Gefühl der Schuld und des Unwerts geprägt ist und den Schwierigkeiten des Ankämpfens gegen vorgefertigte Rollenbilder und Erwartungen.
Wir senden Ausschnitte aus der Verleihung des Literaturpreises Fulda und die Dankesrede von Deniz Ohde.
Sendung: hr2-kultur, "Literaturland Hessen", 15.06.2025, 12:04 Uhr