Seit diesem Jahr sind in Deutschland konfessionelle Christinnen und Christen in der Minderheit - nur noch knapp unter fünfzig Prozent der Gesellschaft ist Mitglied in der evangelischen oder römisch-katholischen Kirche. Welche Auswirkungen wird dies auf unser Zusammenleben, unsere Gepflogenheiten, aber auch unser Kultur- und Musikleben haben? Das Weihnachtsfest kann ohne seinen christlichen Hintergrund, dessen Symbole wie Krippen, Kerzen oder Engelsfiguren es bis in unsere Wohnzimmer geschafft haben, nicht gedacht werden.

Inzwischen gilt es aber weithin unabhängig der eigenen Kirchenzugehörigkeit vielen als ein unverzichtbares Fest der Familie, der Besinnung und des Zusammenseins. Weihnachten ist zudem ein Fest der Traditionen, zu denen der Besuch des Weihnachtsmarkts ebenso zählt wie die Weihnachtsfeiern, das Hören eines klassischen Konzerts, das Schauen von Weihnachtsfilmen und -märchen. Weihnachten ist trotz oder gerade wegen seiner Ambivalenz aus dem gesellschaftlichen, familiären und kulturellen Leben Deutschlands nicht wegzudenken.

Seit März 2020 scheint unsere Welt aus den Fugen geraten zu sein – Bilder von Kriegen und Konflikten, aber auch einer zunehmenden gesellschaftlichen Entzweiung und Protesthaltung weiter Bevölkerungskreise werden wir nicht mehr nur medial gewahr. Sie dringen nach Jahrzehnten, in der uns Wohlstand und Sicherheit selbstverständlich zu sein schienen, mit Macht in unsere alltägliche Lebenswelt ein und bestimmen unser Miteinander mitunter selbst im Freundes- und Familienkreis. Die Krisenfestigkeit einer Gesellschaft misst sich jedoch auch an den gemeinsamen Überzeugungen und Werten der Mitglieder und ihrer Fähigkeit zum Zusammenhalt.

Am 9. Dezember luden der Evangelische Stadtkirchenkreis Kassel und die Fördergesellschaft der Musikakademie „Louis Spohr“ zu einer gemeinsamen Podiumsdiskussion unter dem Motto „Wozu wir Weihnachten brauchen“ in die evangelische Kirche Kirchditmold ein. Dr. Margot Käßmann, weithin bekannte Theologin und Vertreterin ihrer Kirche, Holk Freytag, ehemaliger Intendant der Bad Hersfelder Festspiele, und der Kasseler Regierungspräsident Mark Weinmeister suchten nach gemeinsamen Antworten aus der Sicht des Glaubens, der Kultur und der Politik auf diese Fragen.

Wir senden einen gekürzten Mitschnitt dieser Veranstaltung.

Sendung: hr2-kultur, "Literaturland Hessen", 24.12.2022, 12:00 Uhr;
Wiefderholung am 25.12.2022, 23:00 Uhr.