Steffen Schleiermacher

Der Leipziger folgt in seiner Arbeit unbeirrbar der Route der Moderne: als Interpret wie als Komponist. Dann und wann aber, wenn deren Seitenpfade zu Einbahnstraßen werden und in die Irre führen, gilt es, andere Wegzeichen zu lesen und zu deuten. Das ist mitunter kantig, ironisch und frech. Und tatsächlich individuell.

Steffen Schleiermacher schreibt seine Werke in größter Freiheit, losgelöst von den Zwängen zeitmodischer Debatten. So wirken seine Kompositionen mitunter so, als hätten sie verschiedene Urheber. Schleiermacher komponiert, was ihm notwendig ist. Und dieser Notwendigkeit liegt ein strenger Maßstab zugrunde: "Heutige Musik muss das Kriterium der Aktualität erfüllen, darf keine romantische oder klassizistische Ästhetik vertreten." Das ist der Schleiermacher‘sche Filter, den sein Diktum "Alles ist möglich" stets selbstkritisch zu passieren hat.

Dadurch ist garantiert, dass seine Werke weder das musikalische Erbe verleugnen, noch dass sie hinter den Stand kompositorischer Errungenschaften zurückfallen. Außerdem schult sich Steffen Schleiermacher, der zahlreiche Archive und Hinterlassenschaften nach Vergessenem, nach Unerhörtem durchforstet und vielfach fündig geworden ist, am Denken seiner ästhetischen Ahnen: Erik Satie, John Cage, Morton Feldman, Karlheinz Stockhausen und sehr vielen anderen wahren Modernisten.

Sendung: hr2-kultur, "Neue Musik", 22.12.2022, 21:30 Uhr.